Der Paradeplatz und seine Geschichte

Seit 134 Jahren liegen Tramschienen auf dem Paradeplatz. Schon 1882 entstand hier der Tramknotenpunkt Nummer eins. Anfänglich kreuzten sich die zwei Linien des Rösslitrams. Heute sind es in den Hauptverkehrszeiten acht Tramlinien, die sich auf dem Platz begegnen – so viel, wie sonst nirgends auf dem Zürcher Tramnetz. Immer wieder musste die Gleisanlage den geänderten Bedürfnissen angepasst werden. Zum Gleisersatz am Paradeplatz West, der vom 6. - 8. Mai 2016 stattfindet, beleuchten wir die Geschichte des berühmten Knotenpunktes.

Wie die Gleise in den Boden gelangen oder welche Geschichten sich rund um eine Gleisbaustelle abspielen, darüber berichteten wir bereits im Zusammenhang mit der Bellevue-Sanierung im Sommer 2015.

Nun geht es vom 6. – 8. Mai dem Paradeplatz West ans Eingemachte. Bevor es soweit ist werfen wir einen Blick zurück und zeigen seine Entwicklung seit 1882, er zum Tramknotenpunkt wurde.

Der Paradeplatz 1885. Rechts das Rösslitram zum Helmhaus unterwegs, nach links abzweigend der Wagen Richtung Bahnhof. (Bild: VBZ-Archiv)

Vor den Türmen von Frau-, Grossmünster und Sankt Peter entschwindet am rechten Bildrand ein Tramwagen in der Poststrasse, dort wo heute keine Gleise mehr liegen. Links davon muss sich ein Pferd mächtig anstrengen, um den Wagen in der Kurve Richtung Bahnhof zu ziehen. Auf dem Platz gibt es weder eine Wartehalle noch sonst eine Haltestelleninfrastruktur. In der Mitte quert ein Ochsengespann den Platz, dahinter ein Hand- und ein Kinderwagen. Vorwiegend Männer – alle mit Hut – bevölkern den Platz. Am linken Bildrand warten die Droschkenpferde auf Kundschaft.

Rösslitram am Paradeplatz in den 1890er Jahren (Bild: Sammlung Peter Kamm)

Im Hintergrund schemenhaft ein Wagen der Engemer Linie auf der einspurigen Strecke, rechts vor dem Bankverein-Gebäude wartet der Kurs Richtung Aussersihl, links ein offener Sommerwagen Richtung Helmhaus. Jetzt bietet ein Wartehäuschen der Kundschaft Schutz. Bereits sind die Leitungen für die bevorstehende Umstellung auf elektrischen Betrieb über den Platz gespannt.

Der Paradeplatz 1938. (Bild: VBZ-Archiv)

Stosszeit. Die Wartehalle ist grösser geworden. Rechts davon ein schwerer Vierachswagen («Elefant») der Linie 7 mit dem majestätischen «Hirschgeweih»-Stromabnehmer. Im Vordergrund und links Einsatzwagen, die in diesen Jahren im Stossverkehr regelmässig verkehrten. Die Wagenanschriften dokumentieren, wie die VBZ damals hiessen: «Städtische Strassenbahn».

Der Paradeplatz um 1950. (Bild: VBZ-Archiv)

In der Bahnhofstrasse nähert sich ein Dreiwagenzug der Linie 13 dem Platz. An der 11er-Haltestelle wartet ein Vierachswagenzug, für den die Haltestelleninsel zu kurz ist.  Auch der Platz für die wartenden Passagiere und den Polizisten in der engen Kanzel ist reichlich knapp bemessen.

Der Paradeplatz um 1955. (Bild: VBZ-Archiv)

Tramwagen an Tramwagen, Autos, Velos. Die Wegweiser vor der Wartehalle zeigen, dass der Paradeplatz auch für den Autoverkehr einen Knotenpunkt verkörperte. Vorne links ein Anhängerzug der Linie 8 mit der ursprünglichen Linienfarbe (weisse Zahl auf rotem Grund).

Der Paradeplatz 1965. (Bild: VBZ-Archiv)

Zwei Wagen der im Winterhalbjahr zu Stosszeiten verkehrenden Einsatzlinie 21 kreuzen sich; der «Elefant» fährt zum Bellevue, der modernere Vierachswagen wird ins Depot Kalkbreite einfahren, um bei der nächsten Stosszeit wieder auszurücken. Im Hintergrund ein Wagen der Linie 8 mit der damaligen Linienfarbe (rote Zahl auf weissem Grund).

Paradeplatz: Mirage-Komposition der Linie 7; im Hintergrund ein Pedalerzug der Linie 2, ca. 1968. (Bild: VBZ-Archiv)

Die «Mirage»-Tramwagen haben auf der Linie 7 die «Elefanten» ersetzt. Das an der Front aufgesteckte Auge bedeutet, dass der zweite Motorwagen unbedient ist; im vorderen Wagen sitzt ein Kondukteur (oder eine Billeteuse). Die damaligen Haltestellentafeln sind recht bescheiden.

Kurbelizug der Linie 5 am Paradeplatz, August 1972, Linie 5. (Bild: VBZ-Archiv)

Noch verkehrt die Linie 5 über den Paradeplatz. Nun sind alle Tramlinien auf Selbstbedienung umgestellt, daher das aufgemalte Auge an der Fahrzeugfront.

Gelenkwagen-Prototyp Nr. 1801 auf der Linie 8 am Paradeplatz, 1978. (Bild: VBZ-Archiv)

Ein «Mirage»-Tramzug der Linie 2 hält an der Haltestelle vor der Tagblatt-Filiale. In der Gegenrichtung der Gelenkwagen-Prototyp auf der Linie 8 (mit der heutigen Linienfarbe).

Paradeplatz, Juni 1978. (Bild: Foto-Atelier König)

Die Vogelperspektive bezeugt: Jetzt ist der Paradeplatz autofrei. «Mirage»-Züge beherrschen das Bild. Im Vordergrund drei Vertreter der damaligen Billettautomaten-Generation.

Weihnachtsstimmung am Paradeplatz, 2003. (Bild: VBZ-Archiv)

Weihnächtliche Stimmung am Paradeplatz; die Lichterketten-Beleuchtung in der Bahnhofstrasse ist die Vorvorgängerin von «Lucy».

Gleisersatz am Paradeplatz

Am Paradeplatz West werden vom 6. - 8. Mai 2016 die Tramgleise ausgewechselt. Die Strecken Stauffacher - Paradeplatz und Stockerstrasse - Paradeplatz sind deshalb für den Trambetrieb gesperrt. Alle Informationen zu den Umleitungen finden sich hier

Artikel teilen:

Wir verwenden Cookies, um Ihnen den bestmöglichen Service zu gewährleisten. Durch die weitere Nutzung der Website stimmen Sie unserer Datenschutzerklärung zu.
Mehr erfahren