Der lyrische Pfad

Der goldene Herbst macht Lust auf Wandern. In der Höhe liegt schon Schnee, die Sonnenstunden sind begrenzt. Doch warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Im Forchgebiet, das dort beginnt wo die Stadt im Süden endet, finden sich zahlreiche Ausflüge, die sich bequem von einer Forchbahn-Haltestelle realisieren lassen. Als «Appetizer» stellen wir einen solchen hier vor, weitere finden sich in der Forchbahn App «30 Ausflüge mit der Frieda».

Auf einen Blick

Gehzeit: 2 StundenHöhen: 130 Meter aufwärts, 380 Meter abwärtsRoute: Forch Station - Abzweiger Herrliberg/Chüelenmorgen - Cholgrueb - Chüelenmorgen - Wolfsgrueb - Rütihof - Wetzwil - Wängi - Schlatt/Schlatthof - «Buech» - Luft - Bahnhof Meilen.

Autor: Thomas Widmer

Forch, Wanderstart. Wir gehen Richtung Pfannenstiel, passieren den Hofladen «Im Chaltestei». Im Herbst hält er Zierkürbisse feil, Halloweenware. Ein Stück die Strasse entlang aufwärts, und bereits haben wir Aussicht. Drehen wir uns um, sehen wir die Albiskette mit dem Sendeturm auf der Felsenegg. Vor uns haben wir das Zürcher Oberland, aber auch Mürtschenstock, Speer, Säntis. Etwas weiter oben kommt der Spiegel des Greifensees hinzu.

Chaltestei, Cholgrueb, Chüelenmorgen, Wolfsgrueb, Luft: Die Flurnamen am Pfannenstiel klingen wie vom Dichter.

Den ersten Abzweiger nach Herrliberg bei der Grillstelle ignorieren wir, obwohl auch er zum Ziel führt. Im Wald geht es einen Stutz hinauf, in dessen Mitte der nächste Abzweiger steht: nach Herrliberg und Chüelenmorgen. Den nehmen wir. Abseits der klassischen Pfannenstiel-Route wird es schnell einsam. Der Flurname «Cholgrueb» deutet auf eine alte Köhlerstelle. Viel Stechlaub ist auf diesem Abschnitt zu bewundern. Die Blätter, die glänzen wie lackiert, sind wunderschön. Allerdings auch, samt den Beeren, giftig.

Naturfreunde müssen im Forchgebiet nicht weit suchen. (Bild: Thomas Widmer)

Chüelenmorgen: Lichtung und Wanderknotenpunkt mit einem Forsthaus. Ein Weiher lädt zum Verweilen, durch die Feuchtwiese schlängelt sich der Küsnachterquellbach. Kurz darauf wieder ein poetischer Name: Wolfsgrueb heisst dieses Waldstück. Gab es hier einst eine Wolfsfalle? Und gehört die unterirdische Anlage am Forststrässchen mit den hohen Ausfahrttoren der Schweizer Armee?

Beim Rütihof landen wir im offenen Gelände. Eine Pferdekopf-Skulptur auf einem Sockel direkt an der Strasse Herrliberg – Forch deutet an, dass auf dem Hof geritten wird; er ist dazu eine Pferdepension. Wir gehen nun ein längeres Stück auf dem Parallelweg zur Strasse abwärts, bis zur Trafostation und dem Stein, der der 700 Jahre Eidgenossenschaft 1991 gedenkt.

Rechts hinein, den Chilchrain hinab, immer die Rigi vor Augen, landen wir in Wetzwil. Das Kirchlein mit dem schmalen Innenraum ist ein beliebter Heiratsort; auf der Hinterseite steht ein Tischtennistisch im Kies. Wetzwil wurde schon 797 urkundlich genannt. Damals übertrugen Wolfbold und seine Kinder ihren Besitz dem Kloster St. Gallen.

Die Pferdekopf-Skulptur vor der Pferdepension. (Bild: Thomas Widmer)

Mit dem Alpenkranz am Horizont macht das Wandern auf dem Zwischenplateau Freude. Wir leisten uns einen kleinen Umweg, setzen nach Wängi fort, statt direkt nach Buech zu gehen. So sehen wir mehr. Unten bei Schlatt passieren wir den Schlatthof: Wieder ein Hofladen. Und im Rahmen von Stallvisite.ch darf man Kühe gucken; wer um 17:15 Uhr beim Melken zuschauen will, muss sich voranmelden.

Weiter vorn das Restaurant Buech ist zu teuer, um eine volkstümliche Wandererbeiz zu sein. Und nachmittags ist es geschlossen. Macht nichts, denkt der Habitué, oberhalb von Meilen gibt es ja die gute alte «Luft», die bewährte Ausflugswirtschaft mit dem neckischen Türmchen. Doch oh weh! Ein russisch-deutscher Ölhändler hat die «Luft» gekauft, sie ist jetzt Privatbesitz. So kehrt der Wanderer erst im «Bahnhof» Meilen ein. Dort sinniert er bei einem Bier über das Grosskapital am Zürichsee.

«30 Ausflüge mit der Frieda»

Die hier vorgestellte Wanderung ist Teil der i-Phone App «30 Ausflüge mit der Frieda», welche die schönsten Ausflüge mit der Forchbahn im Naherholungsgebiet Forch vorstellt. Erprobt, beschrieben und fotografisch dokumentiert haben die Wanderungen die drei Journalisten Thomas Widmer, René Staubli und Barbara Lukesch. Sie haben nicht nur die Route beschrieben, sondern auch Tipps für die Verpflegung gegeben, Geschichtshintergründe recherchiert und die Highlights der jeweiligen Wanderung hervorgehoben. Alle Ausflüge beginnen oder enden an einer Forchbahn-Haltestelle.Mehr Infos zur App und zu den einzelnen Ausflügen finden sich hier.

 

Artikel teilen:

Wir verwenden Cookies, um Ihnen den bestmöglichen Service zu gewährleisten. Durch die weitere Nutzung der Website stimmen Sie unserer Datenschutzerklärung zu.
Mehr erfahren