Rituale. Per Definition eine nach Regeln ablaufende Handlung zur Erreichung einer besseren Situation oder eines angenehmeren Zustands. Pendeln mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Beispiel. Morgens, immer gleiche Uhrzeit, die gleichen Menschen, das gleiche Tram, das gleiche Ziel. Meistens haben Pendler sogar einen favorisierten Sitzplatz. Ohne den kann schon mal ein ganzer Tag im Eimer sein. Eine Ode an den Lieblingsplatz.
Tramfahren ist ein wundervoller Zeitvertreib. Man kann so vieles dabei tun: Musik und Podcasts hören, Youtube oder Serien schauen, lesen, träumen, aus dem Fenster schauen, andere Menschen beobachten. Möglichkeiten zuhauf. Tramfahren ist nach Meinung des Autors aber vor allem dann ein Genuss, wenn er es alleine tut. Telefongespräche oder Unterhaltungen mit anderen Menschen sind situativ nur bedingt willkommen. Deshalb setzt er sich bevorzugt auf einen Einzelplatz, die Wahrscheinlichkeit, dass er dort seine Ruhe hat, ist schliesslich höher. Aber auch Einzelplatz ist nicht gleich Einzelplatz. Es gibt Unterschiede.
«Im Winter ist der Platz nah genug an der Heizung, damit mir warm ist und dennoch nicht zu dicht, um ins Schwitzen zu kommen. Im Sommer liegt er in einem angenehmen Durchzug der entsteht, wenn man die Fenster öffnet. Er befindet sich weder direkt vor dem Fernseher, was einer eventuellen Konversation abträglich wäre, noch zu weit weg für eine paralaktische Verzerrung.» (Sheldon Cooper, Big Bang Theory)
Womit wir beim wichtigsten Punkt angekommen sind. Nämlich der Frage, wo sich im Tram der Lieblingsplatz befindet. Kommt dazu, in Zürich sind mit dem Tram 2000 (noch), dem Cobra und neu dem Flexity drei verschiedene Trams unterwegs. Aber nur im Cobra findet sich besagter Lieblingsplatz. Auch wenn der Autor eine paralaktische Verzerrung für höchst unwahrscheinlich hält, geschweige denn weiss, was das ist, beschreibt obiges Zitat genauestens, welches der perfekte Sitzplatz in einem Cobratram ist.
- Es ist ein Einzelplatz, den oben genannten Aktivitäten kann sorglos nachgegangen werden.
- Gespräche mit anderen PendlerInnen sind unwahrscheinlich.
- Eine Heizung ist in der Wand verbaut und wärmt im Winter.
- Zugleich schützt die Trennwand vor Kälte, wenn in den kälteren Jahreszeiten die Tür geöffnet wird.
- Gleichzeitig befindet sich zwischen dem Glas- und dem Metallteil der Trennwand ein Abstand. Im Sommer entsteht so ein angenehmer kurzer Durchzug.
- Der Holzsitz verfügt über eine Polsterung. Auch wenn die Holzsitze in Trams (früher im Mirage oder heute im Flexity) sehr ergonomisch geformt sind, mit Polsterung sitzt es sich angenehmer, weil bequemer.
- Das Fenster zur Rechten garantiert einen guten Blick nach aussen.
- Hat man das Glück, an einem Samstagnachmittag einen solchen Platz zu ergattern, können Tragtaschen wunderbar vor den Füssen deponiert werden. In Viererabteilen wäre das ein Unding.
- Sollte einem eine Person auffallen, die zur Tramtür rennt, welche soeben im Begriff ist, sich zu schliessen, kann man noch den grünen Knopf drücken. Die Tür öffnet sich wieder, der Dank ist einem sicher. Held sein ist manchmal einfach.
- Aufgrund der Position des Sitzplatzes, kann man wunderbar andere Personen beobachten. Speziell wenn andere NutzerInnen im Gelenkteil des Trams stehen, gibt es teilweise Interessantes zu sehen.
Diese und weitere Gründe führen dazu, dass genau dieser Platz im Tram der Lieblingsplatz des Autors ist und er ihn, so oft er kann, nutzt.
Und wo ist Ihr Lieblingsplatz im Tram?