Der Blick geht aus dem Fenster oder klebt an einer Lektüre, die Musikstöpsel sind tief im Ohr verankert, die Gesichtszüge wirken ausdruckslos wie bei Gemälden aus dem Mittelalter, die Mundwinkel nach unten gezogen wie bei einem tristen Emoticon. Kurz: Jede Geste, Handlung oder Mimik vermittelt ein- und dieselbe Message: Lasst mich bloss in Ruhe! Doch hey, es geht auch anders! Emotionaler, lebendiger, überdrehter. Um dies auf entspannte Art vor Augen zu führen, haben wir «ClipTrip» kreiert – eine Videorubrik, in der wir Spots aus aller Welt präsentieren, die sich mit dem öffentlichen Verkehr oder generell mit dem Verhalten im öffentlichen Lebensraum beschäftigen.
Anlässlich des Theater Spektakels in Zürich haben wir einen Clip gefunden, der einen humorvollen Vergleich zwischen der Absurdität des Wartens in Becketts berühmtem «Warten auf Godot» und dem Warten auf die nächste Tramverbindung wagt.
Das Warten an der Haltestelle kommt in unterschiedlichen Formen daher: Pendler, die frühzeitig an der Haltestelle sind, schlürfen gemütlich ihren Kaffee, spielen auf ihrem Handy oder blättern sich durch eine der Gratiszeitschriften. Wer knapp dran ist mit der Zeit, blickt vielleicht alle paar Sekunden nervös auf die Uhr, schreitet unruhig hin und her oder überprüft genau den Fahrplan, als ob man die Schwarz-auf-Weiss gedruckten Abfahrtszeiten durch blosse Willenskraft ändern könne. Dann gibt es solche, die dem Warten ganz entkommen, indem sie es durch gutes Timing und eine Prise Zufall kurz vor der Abfahrt gerade noch ins Tram schaffen. Nicht alle haben Glück mit dieser Taktik und drücken, auch wenn das Fahrzeug bereits am Abfahren ist, aus Frust noch ein paar Mal auf den Türöffner. Danach wird das Warten performativ: Dem Ärger wird mit genervtem Schnauben und Augenverdrehen Luft gemacht.
Das Warten auf den Anschluss ist eine Geduldsübung, das bleibt unbestritten. Die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) zeigen Verständnis dafür – und weisen mit Humor auf einen bedeutenden Unterschied hin: Die Ankunft der nächsten Verbindung ist, anders als bei Godot, absehbar und zum Glück nur eine Sache von wenigen Minuten.
Zürcher Theater Spektakel
Vom 18.8. bis 2.9.18 ziehen Theaterschaffende aus aller Welt die Stadt Zürich in ihren Bann. Am Zürcher Theater Spektakel ist von Shakespeare-Aufführungen bis hin zu StrassenkünstlerInnen die ganze Bandbreite der Schauspielkunst vertreten. Im Programm stehen Aufführungen unter freiem Himmel, künstlerische Interventionen und Kunstinstallationen. Das Festival steht allen offen – viele Veranstaltungen sind gratis – und findet auf der Landiwiese statt. Die An- und Heimreise mit dem ÖV ist in den Veranstaltungstickets des Theater Spektakels inbegriffen. Mehr dazu unter www.theaterspektakel.ch