Unsere erfolgreiche App «Züri schlaflos» offeriert mehr als 180 Geschichten über Zürcher Bars, Clubs, Kulturhäuser, Restaurants und andere urbane Hotspots und Schauplätze. Die Stadtneurotiker, Journalisten und Autoren Philippe Amrein und Thomas Wyss haben über unterschiedlichste Lokalitäten und Orte streng subjektive und oft ziemlich schräge kleine Stadtgeschichten verfasst.
Viele Wege führen nach Schwamendingen. Aber viele davon führen auch ins Nichts. In die Leere. In Gebiete, die aus Schlafquartieren bestehen. Es ist also durchaus von Vorteil, einen Kompass mitzubringen – und einen Situationsplan. Denn es geht hier darum, die einzig wahre Landbeiz auf Stadtgebiet anzusteuern. Und die befindet sich ein wenig abseits.
Wer sich allerdings mit dem 9er oder dem 7er (inklusive Untergrund-Fahrt) an den Schwamendingerplatz chauffieren lässt, kann sich von dort aus ziemlich exklusiv fortbewegen. Wir nennen es «Blitzwanderung», und die hat es durchaus in sich.
Der geneigte Besucher verlässt das Tram unten bei der Station und macht sich dann auf den Weg hoch zur Ziegelhütte. Dieser Weg ist nicht sonderlich weit, aber er führt einen durch eine Gegend, die sich ausserhalb des Hoheitsgebiets der Stilpolizei befindet. Man marschiert. Den Hügel hoch, vorbei an den letzten Insignien der bewohnten Welt, durch Weideland und Niemandsland. Bis dann eben ganz oben ein Landgasthof im Blickfeld erscheint. Man denkt erst mal an eine Fata Morgana, kneift sich in den linken Unterarm, spaziert weiter – und steht dann einfach dort. Das Restaurant, aus dessen Fenstern freundliches Licht glimmt, steht in der Mitte. Rechts davon erhebt sich die Trinkhalle, ein Wohlfühlgebäude, wie es wohl zuletzt in den Vierzigerjahren geplant wurde. Es steht einfach da, in Sommerzeiten flankiert von einer Grillstation und einer lustigen Freiluft-Bar.
Der Blitzwanderer jubiliert und bestellt an der Theke ein erstes kühles Getränk. Danach betritt er das Lokal, um eine grossartige Kleinigkeit zu essen. Und dann, nachdem er den Teller bis auf den letzten Saucenklecks leergeputzt hat, tritt er wieder ins Freie. Steckt sich eine Zigarette an, winkt der umliegenden Vegetation zu und begibt sich anschliessend in das angrenzende Kegelbahn-Haus, um dort noch ein paar ruhige Kugeln zu schieben.
Es ist einer von unzähligen gloriosen Abenden, die man in diesem Aussenposten des guten Geschmacks verbringen kann. Bisweilen ist es draussen bitterkalt, dann wiederum kämpft man gegen die hochsommerliche Hitze an. Aber beim späten Aufbrechen hat man immer dieses unbezahlbare Grinsen im Gesicht. Und die schöne Gewissheit, dass man bald wieder in diese gemütliche Feld-Wald-Wiesen-Filiale zurückkehren wird.
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