Unsere erfolgreiche App «Züri schlaflos» offeriert mehr als 180 Geschichten über Zürcher Bars, Clubs, Kulturhäuser, Restaurants und andere urbane Hotspots und Schauplätze. Die Stadtneurotiker, Journalisten und Autoren Philippe Amrein und Thomas Wyss haben über unterschiedlichste Lokalitäten und Orte streng subjektive und oft ziemlich schräge kleine Stadtgeschichten verfasst.
Obwohl es im Seebad Enge temperaturmässig grundsätzlich warm bis heiss ist (und zwar nicht nur im Sommer, doch dazu später), geht es an diesem prächtigen Ort bisweilen auch ganz schön cool zu und her. Denn diese Badi ist in Sommernächten immer auch ein Laufsteg der Beautés und Dandys unserer «Little Big City».
Sie ist zur Abendstunde aber auch ein formidables Openair-Restaurant mit spektakulärer Sicht auf die verspielte Fontäne, die wackeren Zürisee-Schiffe, die Berge … und eben die adretten Weibchen und Männchen. Mein Lieblingsabend ist – völlig unabhängig von den Launen des Wettergottes – aber der Sonntag: Unter dem Label «Seebad Unplugged» finden da im Zeichen eines entspannten Wochenabschlusses nämlich etwa zweimal pro Monat Konzerte statt, häufig sind es ziemlich renommierte Bands und Musiker aus Zürich oder der Deutschschweiz, die – gewollt oder nicht – für einmal ihre fragileren Seiten präsentieren.
«Fragile Seite» passt übrigens grad gut zum nächsten Punkt: Was viele Leute nach wie vor nicht wissen – man kann im Seebad Enge auch jenes Ereignis zelebrieren, das laut dem Amt für Statistik in der heutigen Zeit spätestens zehn bis fünfzehn Jahre später wieder mehr oder weniger friedlich in die Brüche geht. Richtig, die Rede ist natürlich von der Hochzeit! Durchgeführt werden solche Anlässe auf der linken Seite der Badeanstalt, die tagsüber exklusiv den sonnenhungrigen Frauen vorbehalten ist.
Ebenfalls auf dieser linken Seite kann man die frostigen Wintermonate hindurch eine Sauna nach finnischem Vorbild besuchen. Was ausgedeutscht bedeutet: Geschwitzt wird wie in jeder Sauna in Holzkabinen, für die Abkühlung jedoch hüpft man (oder zumindest der Finne, der Zürcher macht das wohl eher langsam hinabsteigend) in den See. Ja, das ist auch cool, allerdings auf eine andere Art.
Erwähnen möchte ich auch noch die Toilette, die – und das ist doch eine Art Unikum – geschlechterneutral funktioniert. Anders gesagt: Sie und Er pinkeln im selben Raum. Und tatsächlich, so hört man, sollen in diesem intimen Rahmen rein auf Basis der synchron plätschernden Wässerchen schon Liebschaften für Leben entstanden sein. Vielleicht ist das aber auch bloss eine hübsche urbane Legende. Genauso wie die Story, dass die kultige lokale Hip-Hop-Combo Radio 200’000 hier mal ein Konzert auf dem Badi-Dach gegeben habe – wobei dann Rapper Jet Domani, nicht mehr ganz nüchtern, beim Stück «Im Huus» in Vollmontur ins Wasser gestürzt sei. Egal ob wahr oder falsch: Solch tolle Absurditäten erlebt man im Seebad Enge sicher zwei- bis dreimal pro Saison. Gerade deshalb mag ich diese schwimmende Oase echt gern.
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