«Züri schlaflos» präsentiert Zürcher Bars, Clubs, Kulturhäuser, Restaurants und anderen urbanen Hotspots und Schauplätze von einer neuen Seite. Die Stadtneurotiker, Journalisten und Autoren Philippe Amrein und Thomas Wyss haben über unterschiedlichste Lokalitäten und Orte streng subjektive und oft ziemlich schräge kleine Stadtgeschichten verfasst. Der heutige Tipp kommt von Thomas Wyss.
Schwarz und weiss sind in der Regel unüberwindbare Gegensätze (ausser in Chinas «Yin & Yang»-Lehre, da werden die Gegensätze zu sich bedingenden Kräften, aber um dies zu vertiefen, ist das hier wirklich der falsche Ort), und doch gibt es zwischen dem Café Noir im Kreis 5 und der Weissen Rose im Kreis 1 Gemeinsamkeiten guter Natur: Obwohl beide Gaststätten nämlich über dramatisch wenig Sitzplätze verfügen, haben sie beide viel Charisma und ein überzeugendes Angebot. Dennoch wäre ein 1:1-Vergleich leicht unstatthaft: Die «Rose» ist ein der Tradition verhaftetes Esslokal, das sich durch eine mehr als hundertjährige Geschichte geritten hat. Das «Noir» dagegen ist ein vergleichbar junges und auf der Höhe des Zeitgeistes operierendes In-Café – zehn Plätze drinnen, ein paar Tischen draussen, dazu ein kleiner Shop: «Reduced to the max»!
So, und nun muss ich mich rasch entschuldigen, ich muss nämlich die passende Metapher suchen, um die irre gute Qualität des «Noir»-Espressos zu umschreiben, dessen Bohnen das Team übrigens in der eigenen Rösterei aufbereitet: Moment bitte (hmm, gar nicht sooo einfach), Moment noch, bitte (äh, hmm, also, ist echt schwierig, ach). Nun ja, dann halt keine Metapher, sorry. Jedenfalls wirkt dieser tolle Espresso wie ein wohliger Stromstoss, der aufs Mal alle Sinne anknipst, auch jene, die seit Jahren ungebraucht im Körper schlummerten.
Wem das Aufputschgetränk alleine nicht reicht, der bekommt in diesem Kleinod auch Salate und Sandwiches und Birchermüesli und Kuchen und Pralinés und Smoothies und Sirups und Fruchtsäfte und Digestifs und Prosecco und Wein und Amboss-Bier und Tee und noch einiges mehr, und soweit ich weiss alles nachhaltig produziert. Kurz und gut: Das Café Noir ist definitiv ein moderner Kraftort für jeden Lohas (das sind keine Anhänger einer buddhistischen Splittergruppe, sondern Menschen wie Du und ich, die ein Flair für gesunden Lifestyle entwickelt haben, ohne aber auch nur im Traum daran zu denken, in Birkenstocksandalen und Wollsocken rumzuschlurfen).
Noch ein grundsätzlicher Gedanke. Wir sind in Zürich, nicht in Wien, deshalb gibt es in unserer Stadt kein Wiener Kaffeehaus und auch keine Wiener Kaffeehauskultur. Das ist schade. Hat zwar nichts mit dem Café Noir zu tun, musste aber einfach mal geschrieben werden.
Die Tischchen stehen wieder draussen. Der Sonnenschirm ist aufgespannt. Was gibt es Schöneres, als sich am Morgen früh mit einem exzellenten Kaffee an die wärmende Sonne zu setzen. Im Café Noir konsumiert man jedoch nicht nur vor Ort, man kauft auch für den Genuss zu Hause ein. Und zwar im kleinen hauseigenen Laden. Angeboten werden Kaffee und die Utensilien für seine Zubereitung. Das Café Noir röstet sortenrein und hat für die Puristen unter den Geniessern neben den Hausmischungen auch sortenreinen Kaffee im Sortiment. Mhmmm…
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