Das Tram ist eine Lebensader

In einigen Jahren soll das Tram Affoltern das Quartier direkt mit dem Stadtzentrum verbinden. Bis dahin stehen noch einige grosse Meilensteine an. Wir haben mit Befürwortenden aus dem Quartier Affoltern gesprochen. Sie haben uns gesagt, warum Affoltern ein Tram braucht, was sie sich vom Tram erhoffen, und wo das Projekt noch optimiert werden könnte.

Alle Befragten heben hervor, dass mit dem Tram Affoltern die dringend benötigte Kapazität für ein wachsendes Quartier bereitgestellt wird. «Affoltern wächst. Dafür brauchen wir die Kapazität des Trams. Derzeit wird viel gebaut und deshalb ziehen immer mehr Personen zu. Die Infrastruktur hinkt hinter der Bautätigkeit her», sagt Pia Meier, Journalistin und Präsidentin des Quartiervereins Affoltern.  

Mit dem Tram ohne Umsteigen zum Zürichsee fahren 

Diese Meinung teilt Romeo Regenass: «Der Bus 32 ist schon lange überlastet und bietet zu wenig Platz», so der Redaktor, der bis vor kurzem selbst in Affoltern wohnte und dort ein Haus besitzt und vermietet. «Zudem ist das Tram komfortabler, die Busse in Affoltern sind dagegen Schüttelbecher.»  

Neben dem Komfort freuen sich viele auf eine direkte Verbindung in die Stadt: «Mit dem Tram zum Zürichsee zu fahren und baden zu gehen, ohne einmal umzusteigen», schwärmt Chantico Ledesma, Co-Präsidentin des Vereins ETKultur und des städtischen Ausländer*innen-Beirats. Zudem sei das Tram für ältere Personen oder solche, die mit Kinderwagen unterwegs sind, eine gute Option, da sie zukünftig komfortabler einsteigen können.

Ein weiterer wichtiger und oft genannter Grund ist die Pünktlichkeit des neuen Verkehrsmittels: «Das Tram ist viel zuverlässiger und steht nicht wie der Bus im Stau», fasst Bruno Käppler, der als Kapazitätsplaner bei den SBB arbeitet, zusammen.  

Neuer Schub für Quartier und Gewerbe 

Wer schnell in die Stadt fahren kann, gelangt ebenso schnell zurück ins Quartier. Erich Dörnberger, Inhaber der Bijouterie am Zehntenhausplatz, wünscht sich, dass mit der geplanten Umgestaltung «die Affoltemerinnen und Affoltemer hier verweilen und flanieren und sich am Zehntenhausplatz treffen. Ich erhoffe mir, dass es mit dem Tram neue Impulse gegen das Lädelisterben gibt.»  Dem pflichtet Olivier Aecherli bei, dessen Optikergeschäft «Augenkontakt» ebenfalls am Zehntenhausplatz liegt: «Die Entwicklung Affolterns wirkt, wie wenn sie seit 30 Jahren stehen geblieben wäre. Ohne Tram bleibt das so. Mit dem Tram Affoltern wird das Quartier neuen Schub erhalten. Das hilft dem Gewerbe. In letzter Zeit zogen einige Betriebe weg oder mussten gar schliessen.» 

Viele Projekte sind abhängig vom Tram

Gerade auch wegen des erwarteten Entwicklungsschubs hoffen die Interviewten, dass das Projekt nicht noch weiter nach hinten geschoben wird. Denn viele Projekte sollen gleichzeitig mit dem Tram Affoltern umgesetzt werden, wie zum Beispiel die Sanierung der Wehntalerstrasse. Olivier Aecherli befürchtet, «dass Strassen dann zweimal aufgerissen werden, da die Wasserleitungen bald instandgesetzt werden müssen. Das macht die Belastung für das Quartier nicht geringer.» Monica Sanesi, Umweltnaturwissenschafterin ETH und GLP-Kantonsrätin, weist darauf hin, dass bei weiteren Verzögerungen «viel Geld und Zeit verloren» gehen würden.  

Die Interviewten äussern sich auch zu den ihrer Meinung nach kritischen Aspekten. Zum Beispiel hinsichtlich der Kapazität für den Autoverkehr. Peter Kuster, ehemaliger Schulleiter erhofft sich, dass dank des Trams «Affoltern weniger ein Durchgangsquartier für den Individualverkehr ist und mehr zum Lebensraum für Menschen wird.» 

Auch dass Bäume gefällt werden müssen, wird bedauert – obwohl mit dem Tram Affoltern mehr Bäume gepflanzt werden. «Es gibt in einem ersten Schritt Verlust von Grünräumen. Die bestehenden Bäume haben grosse Kronen – es braucht Zeit, bis die neuen Bäume wieder gewachsen sind. Gleichzeitig gibt es auch Chancen, weil die neu gesetzten Bäume hoffentlich klimaresistenter ausgewählt werden», sagt Maren Peter, Raumplanerin.  

Affoltern als Lebensraum für Menschen 

Die Quartierentwicklung, die durch den Bau des Tram Affolterns angestossen wird, ist für die Interviewten aus verschiedenen Gründen wichtig. Für Peter Kuster ist das Tram eine Lebensader. Wenn es Trams gibt, dann beginnt das Quartier rundherum stark zu leben, so der Präsident des Vereins Zelgliquartier.  

«Ich hoffe, dass dank des Trams das Quartier lebendiger wird.» Monica Sanesi

Dies findet auch Monica Sanesi: «Ich hoffe, dass dank des Trams das Quartier lebendiger wird. Zudem soll es mehr Platz für die Natur geben mit einheimischen Bäumen und neuen Grünanlagen.» Für Maren Peter stehen Verbesserung der Strassenquerungen und die Aufwertung des Strassenraums für den Langsamverkehr im Vordergrund: «Dadurch wird Affoltern fussgänger- und velofreundlicher.» 

Es gibt keinen Plan B

Wenn heute nochmals mit der Planung dieses Jahrhundertprojekts angefangen würde, würde manches wohl anders angedacht werden, sagt Monica Sanesi. Zum jetzigen Zeitpunkt sei es aber die beste Lösung: «Jetzt gilt es einfach zu machen, sonst verzögert sich das Projekt weiter oder das Tram kommt gar nicht mehr.» Diese Bedenken teilen die meisten der Interviewten, vor allem, weil es keinen Plan B gebe für die Quartierentwicklung, wie Pia Meier erklärte.  
 
Einig sind sich alle, dass Affoltern ein Tram benötigt, das hoffentlich in naher Zukunft realisiert wird. 

*Alle Bilder: VBZ

Veranstaltung: Das diesjährige Affoltern Diagonal findet statt am Montag,  20. Oktober 2025, 19.00 - 20.30 Uhr. Mit dabei sind die Stadträte Michael Baumer und André Odermatt sowie Stadträtin Simone Brander.
Weitere Informationen zum Tram Affoltern finden Sie auf unserer Website unter www.vbz.ch/affoltern .

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