Tram Affoltern: Mobilität für ein wachsendes Quartier 

Das Tram Affoltern soll das stark wachsende Quartier besser an den öffentlichen Verkehr anbinden. Zudem wird mit dem Projekt mehr Platz für Velos und Fussgänger*innen geschaffen. Bei einem Vorhaben dieser Grössenordnung arbeiten im städtischen Planungsteam zahlreiche Fachpersonen mit. Sie bringen ihr Wissen ein, damit das Projekt sowohl den Vorgaben von Bund, Kanton und Stadt entspricht als auch die Bedürfnisse des Quartiers bestmöglich berücksichtigt.

Gesamtprojektleiter René Volken und Projektingenieur Oliver Tabbert von den VBZ erläutern den Stand der Planungen und die Hintergründe des Tramprojekts. Verkehrsplaner Daniel Amstad von der Dienstabteilung Verkehr (DAV) nennt die Auswirkungen des Projekts auf den Autoverkehr, während Rudolf Steiner vom Tiefbauamt (TAZ) der Stadt Zürich auf die ökologische und städtebauliche Aufwertung hinweist.  

René Volken ist Gesamtprojektleiter Tram Affoltern bei den VBZ.

«Im Rahmen der Projekterarbeitung gab es verschiedene Gelegenheiten für die Anwohnenden, aktiv am Projekt mitzuwirken.»

In Affoltern herrscht eine gewisse Unsicherheit, ob und wann das Tram gebaut wird. Was ist der aktuelle Projektstand und wie geht es weiter?  

René Volken: «Nach jahrelanger Projekterarbeitung haben wir im Frühling 2024 das Projekt öffentlich aufgelegt und damit das Plangenehmigungsverfahren gestartet. Dabei haben wir alle verkehrlichen, stadträumlichen, umweltbezogenen und rechtlichen Rahmenbedingungen sorgfältig aufeinander abgestimmt. Seit einem Jahr sind wir intensiv daran, mit den 100 Einsprechenden einvernehmliche Lösungen zu erarbeiten, wo dies der Spielraum zulässt. Vor Baubeginn, der derzeit 2028 geplant ist, führen wir die Bauausschreibungen durch und erstellen das Ausführungsprojekt. Zudem muss die Stimmbevölkerung voraussichtlich 2027 dem Baukredit noch zustimmen.» 

Wie wurde das Quartier in die Planung einbezogen?  

René Volken: «Im Rahmen der Projekterarbeitung gab es verschiedene Gelegenheiten für die Anwohnenden, aktiv am Projekt mitzuwirken. VBZ und Stadt organisierten mehrere öffentliche Informationsveranstaltungen und haben die Quartiervereine regelmässig in den Prozess einbezogen. Den am stärksten betroffenen Eigentümerinnen und Eigentümern haben die VBZ bereits vor dem Bewilligungsverfahren einen Informationsaustausch angeboten. Nach Abschluss des Vorprojekts 2020 sind die VBZ auf die Interessensverbände zugegangen. Einige haben sich zum Projekt geäussert und ihre Anliegen eingebracht. Wo sinnvoll und möglich, sind diese Rückmeldungen in das Projekt eingeflossen.» 

Oliver Tabbert ist Projektingenieur bei den VBZ.

«Ohne ein eigenes Trassee würde das Tram im Autostau steckenbleiben und wäre so störanfällig wie das heutige Busangebot.» 

Vor wenigen Jahren wurden mehrere Abschnitte der Wehntalerstrasse mit neuen Busspuren ausgestattet. Warum braucht Affoltern jetzt trotzdem ein Tram?  

Oliver Tabbert: «Die neuen Busspuren haben tatsächlich eine Verbesserung gebracht, aber das reicht leider nicht. Affoltern ist seit der Jahrtausendwende stark gewachsen. Heute leben über 27’000 Menschen im Quartier, das sind sechs Prozent der Stadtbevölkerung. Prognosen gehen von einem weiteren Wachstum aus. Obwohl die VBZ den Fahrplan in Zürich-Nord stetig ausgebaut haben, kommt das Busangebot an seine Kapazitätsgrenzen. Die Nachfrage auf dem 32er, aber auch auf den Linien 61 und 62, ist bereits jetzt ‹tramwürdig›.»  

Was sind die Konsequenzen für das Quartier, wenn sich das Tram Affoltern verzögert? 

Oliver Tabbert: «Die aktuelle Situation mit (über-)vollen Bussen in den Spitzenzeiten würde sich noch verschärfen. Entlastungskurse sind denkbar, aber nicht effizient. Aufgrund der Tramanschlüsse am Bucheggplatz wäre eine gleichmässige Auslastung der Busse kaum zu erreichen.»  

Warum benötigt das Tram Affoltern ein Eigentrassee? 

Oliver Tabbert: «Zu den Stosszeiten ist die Wehntalerstrasse stark befahren. Die Kreuzungen sind weitestgehend ausgelastet, sodass es häufig zu Stausituationen kommt. Davon sind auch die Busse betroffen. Ohne ein eigenes Trassee würde das Tram im Autostau steckenbleiben und wäre so störanfällig wie das heutige Busangebot.» 

Daniel Amstad ist Verkehrsplaner bei der DAV.

«Es gibt keine zusätzlichen Strassen oder neue Spuren für Autos.» 

Kritische Stimmen behaupten, mit dem Tram Affoltern werde der Autoverkehr auf der Wehntalerstrasse zunehmen. Sieht das Projekt mehr oder weniger Platz für den Autoverkehr vor? 

Daniel Amstad: «Es gibt wenig Spielraum. Laut Kantonsverfassung muss die Leistungsfähigkeit der Wehntalerstrasse erhalten bleiben, im Gegensatz dazu sieht die städtische Verkehrsstrategie eine Reduktion des MIV vor. Es gibt also keine zusätzlichen Strassen oder neue Spuren für Autos. Im Gegenteil: Im Abschnitt Neuaffoltern bis Glaubtenstrasse werden zwei Autospuren stadtauswärts auf eine reduziert. Das Ziel des Kantons ist klar: Der öffentliche Verkehr sowie der Fuss- und Veloverkehr sollen gefördert werden. Der Autoverkehr dagegen soll trotz Bevölkerungswachstums nicht weiter zunehmen.» 

Was für Auswirkungen hat das Tram Affoltern auf die Verkehrssicherheit? 

Daniel Amstad: «Die Verkehrssicherheit spielte bei der Projektierung eine sehr wichtige Rolle. Alle Verkehrsteilnehmenden haben mit dem Tram Affoltern genug Platz, weil die Strasse nach heutigen Standards gestaltet wurde. Für Velofahrende gibt es durchgehende Velostreifen – so müssen Autos sie nicht mehr gefährlich überholen. Fussgängerinnen und Fussgänger können die Wehntalerstrasse sicher überqueren: Alle Übergänge haben Ampeln und Mittelinseln.» 

Rudolf Steiner ist Projektleiter für Mobilität und Stadtraum beim TAZ.

«Vielfältig nutzbare Freiräume tragen zu einer lebenswerten Stadtlandschaft bei.»

Sind neben dem öffentlichen Verkehr auch Änderungen und Verbesserungen für den Fuss- und Veloverkehr geplant?  

Rudolf Steiner: «Entlang der Wehntalerstrasse plant die Stadt in beiden Fahrtrichtungen eine durchgängige Veloinfrastruktur. Die Velovorzugsroute verläuft grösstenteils auf Parallelstrassen zur Wehntalerstrasse. Auf dem kurzen Abschnitt, auf dem sie auf der Wehntalerstrasse entlangführt, sind in beide Fahrtrichtungen 2.5 Meter breite Velowege geplant. Wo dies möglich ist, werden die beidseits der Strasse geplanten Fusswege auf vier Meter verbreitert. Alle Tramhaltestellen werden mit hindernisfreien Fussgängerübergängen erschlossen.» 

Wegen der neuen Strassenraumaufteilung werden Parkplätze abgebaut. Was sind die Konsequenzen für das ansässige Gewerbe und Private?  

Rudolf Steiner: «Ohne Eingriff in die bestehende Infrastruktur ist es leider nicht möglich, Platz für die neue Traminfrastruktur, neue Veloinfrastruktur und breitere Fusswege zu schaffen. Dafür sind die Liegenschaften von Privaten und Gewerbe mit dem neuen Tram Affoltern, Velo und zu Fuss besser erreichbar. Doch wo möglich, werden Parkplätze auf öffentlichem Grund, die abgebaut werden müssen, mit dem Projekt wieder entlang der Strasse angeboten. Vom Strassenausbau betroffene private Parkplätze werden, wenn immer möglich, auf den privaten Grundstücken ersetzt. Dies ist Bestandteil von zurzeit laufenden Gesprächen mit den Eigentümerinnen und Eigentümern.» 

Welche Massnahmen zur Stadtaufwertung sind beim Tram Affoltern vorgesehen? 

Rudolf Steiner: «Das Gebiet entlang der Wehntalerstrasse hat ein städtebauliches Verdichtungspotenzial. Das ist bereits bei den zahlreichen neu überbauten Parzellen gut sichtbar. Vielfältig nutzbare und attraktive öffentliche Freiräume tragen in dicht bebauten Quartieren wesentlich zu einer lebenswerten Stadtlandschaft bei. Neben dem Zehntenhausplatz werden weitere Freiräume aufgewertet. So entsteht aus der ehemaligen Buswendeschlaufe bei der Einmündung Furttalstrasse ein neuer Park mit Bäumen und Aufenthaltszonen. Auch die künftige Tram-Wendeschlaufe Holzerhurd wird als grüner Aufenthaltsraum mit einem Kioskgebäude inklusive WC-Anlage konzipiert. Nördlich der Tramhaltestelle Glaubtenstrasse entsteht ein grossflächiger grüner Stadtplatz mit Wegverbindungen, einem Pavillon, Wasserspiel und grosszügigen Grünflächen.»  

Fazit

In den letzten zehn Jahren haben zahlreiche Fachleute mit dem Tram Affoltern ein Projekt erarbeitet, das die Verkehrssituation für ÖV, Velos und Zufussgehende markant verbessert und zur Gestaltung des Quartiers beiträgt. Mit dem Tram erhält Affoltern ein zuverlässiges, kapazitätsstarkes ÖV-Angebot, das den öffentlichen Raum aufwertet und für Fuss- und Veloverkehr eine sichere Infrastruktur schafft.  

Mehr Informationen zum Quartier Affoltern und dem geplanten Tram finden Sie unter vbz.ch/affoltern

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