Die grosse Vorbereitung

Am 14. Dezember findet ein grosser Fahrplanwechsel statt. Die Vorbereitungen dazu sind bei den VBZ längst im Gange. Was die zahlreichen Umstellungen bei Tram und Bus für die verschiedenen Abteilungen mit sich bringen, haben uns uns die Profis erzählt.

Es ist der vielleicht grösste Fahrplanwechsel seit Anbeginn der VBZ, der am 14. Dezember ein Stück ÖV-Geschichte schreiben wird. Die Investition in die Zukunft – mit zahlreichen Umstellungen bei Tram und Bus – bringt eine Umgewöhnung für unsere Fahrgäste mit sich. Ebenso halten die Arbeiten rund um die Optimierung des städtischen Fahrplans im Vorfeld aber auch die Mitarbeitenden der VBZ auf Trab. Diese Vorbereitungen haben nämlich längst Fahrt aufgenommen. Wir haben mit den Profis verschiedener Abteilungen gesprochen, um uns ein Bild zu machen, welche Herausforderungen sie im Zusammenhang mit dem Fahrplanwechsel aktuell stemmen.

Jodoc Livers, Instruktor Operative Leitstelle

Ausschnitt aus einem Umleitungsschema der Leitstelle (Bild: VBZ)

Für den kommenden Fahrplanwechsel mit den neuen Linienführungen ergeben sich für die Leitstelle viele neue Herausforderungen. Die Leitstelle erstellt im Voraus für alle unvorhergesehenen Unterbrüche von Tramstrecken – seien es Unfälle, Demonstrationen oder Schäden an der Infrastruktur – vordefinierte Umleitungsschemas. Diese Schemas wurden über Jahre hinweg angepasst und haben sich bei zahlreichen Umleitungen bewährt.

Mit den neuen Linienführungen werden auch eventuelle Umleitungen neu erstellt. Die neuen Konzepte müssen sich im realen Fahrplan erst noch beweisen. Es werden neue Brennpunkte entstehen, welche mit steigender Erfahrung entschärft und verbessert werden. So werden etwa die Quaibrücke und die Bahnhofbrücke bei Störungen stärker belastet – obwohl diese im Fahrplan bereits stark ausgelastet sind. Eine Entspannung gibt es dafür am Bahnhofplatz, in der Gessnerallee und am Bahnhof Enge, welche bis anhin bei Umleitungen eher problematisch waren. Ebenso muss die Kundeninformation an die neuen Umleitungsschemas angepasst werden, und nicht zuletzt müssen sich die Mitarbeitenden der Leitstelle, aber natürlich auch das Fahrpersonal in hitzigen Situationen und unter Stress an die neuen Linienführungen und die neuen Umleitungsschemas gewöhnen.

Bonaria Kaan, operationeller Leiter Betrieb Tram

Auch das Fahrpersonal muss sich an die neuen Strecken gewöhnen. (Bild: VBZ)

Die neuen Linienführungen sind eine grosse Umstellung, an die sich natürlich auch unser Fahrpersonal erst gewöhnen muss. Hinzu kommen viele neue Umleitungen. Wie Jodoc bereits gesagt hat, setzt die Leitstelle vordefinierte Umleitungsschemas ein. Gerade das langjährige Fahrpersonal kennt diese in- und auswendig, muss sich also auch diesbezüglich komplett neu orientieren. 

Eine zweite Anforderung besteht darin, die Fahrgäste zu informieren und zu begleiten. Das Fahrpersonal ist sehr exponiert. Auch wenn die Fahrgäste bereits lange im Vorfeld mit Fahrgastinformationen und Kommunikation abgeholt werden und am Fahrplanwechsel Transport Guides im Einsatz sind, ist doch damit zu rechnen, dass viele Passagiere vor Ort Fragen und Unsicherheiten haben werden, und sich damit an die Trampilot*innen wenden. Deren Aufgabe ist aber prioritär, sich auf den Verkehr zu konzentrieren. Der Kundenkontakt gehört zum Berufsalltag, doch oberste Priorität hat das sichere Führen des Trams. Beides in Einklang zu bringen, ist Teil der täglichen Herausforderung.

Für uns im Leitungsteam Betrieb Tram gilt es daher, die Trampilotinnen und -Piloten gut auf diese Umstellung und die Herausforderungen vorzubereiten. Dazu wird es auch den regelmässigen Erfahrungsaustausch im Team geben. In der Anfangsphase werden wir selber oft im Liniennetz unterwegs sein und die Kolleg*innen begleiten. Aber auch wenn der Fahrplanwechsel viele komplexe Neuerungen mit sich bringt: Hier sind Profis am Start. In der Vergangenheit hat sich gezeigt: Wenn es darauf ankommt, spannen alle zusammen, und mit dieser Zusammenarbeit schaffen wir es! 

Philip Sigrist, Leiter Werbetechnik/Baumalerei

Alle Haltestellenschilder werden in der Werbetechnik mit Folien überzogen. (Bild: Philip Sigrist, VBZ)

In der Werbetechnik produzieren wir all die neuen Linien- und Haltestellentafeln, die durch die Umstellungen notwendig werden. Von der Abteilung Fahrplangestaltung haben wir die Texte und Farbangaben für die Tafeln erhalten. Die Tafeln als solches werden in der Blechbearbeitung zugeschnitten und gebogen. Danach werden sie lackiert. Erst dann können wir sie beschriften.

Unsere Arbeit für den Fahrplanwechsel hat bereits im Mai begonnen. Wir passen die Texte gestalterisch ans Endprodukt an, das heisst, wir setzen den Text am PC und bringen diese so in eine drucktaugliche Form. Vorher kontrollieren wir den Inhalt natürlich genau – schliesslich wollen wir keine Schreibfehler riskieren. Das Resultat wird auf transparente Folie gedruckt. Diese Folie ziehen wir nass auf das Blech auf und lassen sie trocknen. Das machen wir, damit keine Luftblasen unter der Folie entstehen.

Dieses Jahr sind rund 1’800 Tafeln zu produzieren. Zum Vergleich: Letztes Jahr waren es halb so viele Tafeln. Pro Tafel benötigen wir rund 20 Minuten. Das macht bei 1800 Tafeln etwa 14 Wochen, sofern man sich während des Arbeitstags mit nichts anderem beschäftigt. Wir sind zwar zu dritt – doch haben wir nur eine Foliendruckmaschine, welche in weisser Farbe drucken kann.  Zum Schluss werden die fast fertigen Tafeln laminiert, damit sie gegen Sonne und Graffitis geschützt sind.

Sobald die Tafeln fertig sind, werden sie vom Team Instandhaltung an den Haltestellen montiert. Natürlich brauchen die Kollegen der Instandhaltung ebenfalls genügend Vorlaufzeit, denn sie haben ja die selbe Anzahl Tafeln zu montieren.

Ramon Mächler, Leiter Haltestellen und Kunstbauten

Insgesamt 2’500 Schilder müssen am Fahrplanwechsel ausgetauscht werden. (Bild: Niklaus Spoerri für VBZ)

Auf den Fahrplanwechsel 2025/26 hin montieren wir an den Haltestellen 600 Linientafeln alleine für die Tramlinien. Für die städtischen Busse, das Nachtnetz und in der Region kommen rund 1’200 weitere Tafeln dazu. Warum so viele? Auf den Linientafeln sind jeweils die Zwischen- oder Endziele aufgeführt. Sobald sich auch nur eines davon ändert, müssen wir sämtliche Tafeln für die gesamte Linie austauschen. Zum Beispiel auf der Linie 6: Sie erfährt nur ganz kleine Änderungen – und doch müssen alle Tafeln ausgetauscht werden. Man kann sich vorstellen, was das für den kommenden Fahrplanwechsel bedeutet! 

Was die Arbeit aufwändig macht, ist die Art, wie die Tafeln an den Haltestangen montiert sind: Sie lassen sich nämlich nur von unten her austauschen. Wenn wir die oberste Tafel auswechseln wollen, müssen wir zuerst alle unteren Tafeln und deren Schrauben lösen. Über den Daumen gepeilt benötigen wir pro Haltekante und Person rund eine halbe Stunde für den Austausch.

Unser Team für die Montage besteht aus fünf Leuten. Für den kommenden Fahrplanwechsel werden wir auch unsere Kollegen aus dem Fachbereich «Erhaltung» – also die Fachleute für den Unterhalt von Gleis, Fahrleitungen und elektrischen Anlagen – um Unterstützung bitten. Der Aufwand ist aber dennoch nur mit einem gut durchdachten System zu bewältigen. Und das sieht so aus:

Damit wir die Haltestellen auf unseren Touren effizient abarbeiten können, haben wir die Stadt in Sektoren aufgeteilt. Innerhalb dieser Sektoren ist unsere Fahrstrecke so festgelegt, dass wir möglichst viele Haltestellen in kürzester Zeit erreichen – wir fahren also nicht einfach die Linien ab. Wenn wir Linientafeln austauschen, setzt das voraus, dass die Tafeln exakt entlang dieser definierten Strecke sortiert sind, damit wir vor Ort nicht noch nach der richtigen Tafel suchen müssen.

Seit Juni haben wir laufend die Tafeln für den Fahrplanwechsel erhalten, die von der Abteilung Werbetechnik produziert wurden. Bis Ende August waren wir erst mal mit dem Sortieren der Tafeln beschäftigt. Aktuell montieren wir die neuen Tafeln laufend an der Haltestelle. Die alten Tafeln hängen wir darüber und binden sie mit Kabelbinder fest. In den Nächten vor dem Fahrplanwechsel müssen wir dann nur zu den Haltestellen hinfahren, die Leiter aufstellen, die Kabelbinder durchschneiden und die alten Tafeln mitnehmen. Das reduziert unseren Aufwand um 95 Prozent.

Steffen Klinger, Leiter Fahrplaninfosysteme

Das Team eFahrplan versorgt verschiedene Kanäle wie den Onlinefahrplan, die ZVV-App und Ticketautomaten mit Daten für die Kundeninformation. (Bild: VBZ)

Als Team-eFahrplan bündeln wir Reiseinformationen aus verschiedenen Quellen und bereiten sie gezielt für den Kanton Zürich auf. Gemeinsam mit Partnern entwickeln und betreiben wir Systeme, Software und Tools, die präzise und aktuelle Daten liefern. Dazu gehören wöchentliche Jahres-Fahrpläne, tägliche Echtzeitinformationen und Ereignisdaten aus unserem Leitsystem. Über diverse Schnittstellen versorgen wir Kundeninformationskanäle wie den Onlinefahrplan, die ZVV-App und Ticketautomaten. Zudem unterstützen wir das Kundencenter ZVV-Contact im Support rund um die elektronische Fahrplanauskunft.

Welche Herausforderungen bringt der Fahrplanwechsel mit sich? Wir bereiten die Fahrplandaten für die elektronische Auskunft im ZVV-Gebiet auf. Wöchentlich erhalten wir von den Fahrplanern aktualisierte Daten zu Haltestellen, Linien und Fahrten, die wir mit Farb- und Namensgebungen sowie zusätzlichen Infos wie Haltestellengewichtung anreichern. Danach werden sie in den schweizweiten Fahrplan eingepflegt und im Auskunftssystem ständig mit frischen Echtzeitinformationen – Verspätungen, Ausfälle, Baustellen – kombiniert. Beides zusammen ergibt die Informationen, die die Fahrgäste im Online-Fahrplan abrufen können. So entsteht eine verlässliche Fahrgastinformation. Vor Fahrplanwechseln liefern wir die Daten frühzeitig für gründliche Tests – für einen reibungslosen Übergang.

Auch nach dem 14. Dezember ist unsere Arbeit nicht zu Ende: Wir unterstützen und beantworten dann die Fragen der Fahrgäste zum Fahrplan, die beim ZVV-Contact eingehen.

Erhöhte Online-Abfragen, wie zuletzt bei der Rad-WM mit einem kurzfristigen Anstieg um fast das Dreifache, kann das System dank dynamisch skalierter Rechenleistung zuverlässig bewältigen.

Bernhard Distel, Fachleiter Fahrplanende

Der grafische Fahrplan bildet die Grundlage für alle Fahrplandaten. (Bild: Tom Kawara für VBZ, Zürich)

Der kommende Fahrplanwechsel stellt uns in der Fahrplanerstellung vor besondere Herausforderungen. Im Mittelpunkt steht das ganzjährige Bauprojekt am Bahnhofquai, das grosse Auswirkungen auf den Tramverkehr hat.

Die Linienführung wird von der Angebotsplanung vorgegeben und orientiert sich bereits am künftigen Tramnetz Süd, das regulär erst im Fahrplanjahr 2027 in Kraft tritt. Unsere Aufgabe ist es, darauf basierend einen betrieblich stabilen und fahrbaren Fahrplan zu entwickeln – obwohl einige infrastrukturelle Voraussetzungen für das neue Netz heute noch nicht bestehen.

Ein zentrales Augenmerk liegt dabei auf der Sicherstellung ausreichender Wendezeiten an den Endhaltestellen. Diese sind essenziell, um die Pünktlichkeit zu gewährleisten und den Fahrer*innen genügend Zeit für Pausen und die nötigen betrieblichen Abläufe zu geben. Gerade unter Baustellenbedingungen ist das oft ein Balanceakt.

Unsere Fahrplandaten sind die Grundlage für alle nachgelagerten Prozesse: Onlinefahrplan, Aushänge, Fahrzeugzieltexte, Anschlusssicherung und mehr. Entsprechend hoch sind die Anforderungen an Präzision und Termintreue.

Die Umsetzung erfordert eine enge Abstimmung mit Betrieb, Leitstelle, Angebotsplanung, Technik und weiteren Fachbereichen.

Trotz der Komplexität sehen wir die Chance, wertvolle Erfahrungen für das künftige Netz zu sammeln – und gleichzeitig ein verlässliches Angebot für unsere Fahrgäste sicherzustellen.

Der grosse Fahrplanwechsel

Zürich, am 14. Dezember findet der wohl grösste Fahrplanwechsel in der Geschichte der VBZ statt! Informieren Sie sich bereits jetzt über die Änderung in Ihrem Quartier, auf Ihrer Linie. Mitte November geht der aktualisierte Fahrplan online. Am besten nützen Sie ihn zur Vorbereitung Ihrer Fahrten ab Fahrplanwechsel.

Alle Infos zum Fahrplanwechsel vom 14. Dezember 2025

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