Trampilot Leo Känzig entdeckt spät am Abend am Bahnhof Enge einen reglosen Mann. Doch als er aussteigt, ist niemand mehr da – nur Blutspuren und ein Schlüssel bleiben zurück. In «Das verschwundene Einser-Tram» lässt Autor Beat Grossrieder (57) einen VBZ-Trampiloten ermitteln. Bei «Zürich liest» liest er im Krimi-Flexity-Tram live aus seinem Buch. Im Interview verrät er, warum er einen Trampiloten als Hauptfigur wählte und weshalb Krimis auch Humor brauchen.
Herr Grossrieder, was hat Sie inspiriert, eine Geschichte über einen VBZ-Trampiloten zu schreiben?
Die Initialzündung kam eigentlich von meinem Verleger, Daniel Kampa. Er hat ein wirklich gutes Gespür dafür, was Erfolg haben könnte. Krimis sind ein Genre, das immer wieder Bestseller hervorbringt, auch in der Schweiz. Ausserdem gibt es viele regionale Krimis, wie zum Beispiel die Bündner Krimis. In Zürich gibt es keine Krimis mit Bezug zu den VBZ-Trams. Dabei hat doch jede und jeder in Zürich irgendwie mit den Trams zu tun. Senioren erfreuen sich am Tram, Velofahrer ärgern sich; wir alle verbinden damit Emotionen oder Erinnerungen. Ausserdem dringt das Tram wirklich in jeden hintersten Winkel der Stadt vor, was es zu einem potentiellen Fahndungsfahrzeug macht. Und man darf nicht vergessen: Das Tram hat immer Vorfahrt, gleich nach Polizei, Sanität und Feuerwehr.
Was würden Sie dem Trampiloten Leo Känzig raten,
wenn Sie bemerken würden, dass er auf eigene Faust zu ermitteln beginnt?
Ja, eigentlich das Gleiche, was ihm sein bester Kollege im Buch zu tun vorschlägt. Dieser arbeitet bei der Leitstelle, kennt sich gut mit den Trams aus, und auch Leo’s Frau, Simone, hat ein gutes Gespür. Sie sagen ihm richtig: «Finger weg, das ist zu heiss.» Leo weiss ja, was passieren kann. Er hat schon einmal einen unschönen Abgang gehabt, als er bei einer Ermittlung über das Ziel hinausgeschossen ist. Man müsste ihm wirklich sagen: «Nein, bitte nicht.» Aber man kann auch verstehen, dass Leo diesen starken Drang verspürt, alles aufzuklären.
Warum haben Sie die 7er-Linie und die
Haltestellen als Schauplatz ausgewählt?
Mir persönlich gefällt die 7er-Linie, zum Beispiel die Strecke, die durch den Tramtunnel am Milchbuck führt, der ein Überbleibsel der grossstädtischen Pläne aus den Sechzigerjahren ist. Urbanisten waren damals der Meinung, man könnte ganz Zürich mit einer Metro unterirdisch verbinden. Davon konkret übrig geblieben ist der Tunnel mit den drei unterirdischen Stationen Tierspital, Waldgarten und Ueberlandpark. Dort verströmt Zürich ein bisschen Metropolenflair. Auch das Fundbüro-Geschäft am Morgental gefällt mir. Das ist ein aussergewöhnlicher Laden, in den ich immer wieder gerne schaue, was es Neues gibt.
In Ihrem Buch spielen Sie auch mit dem Humor.
Wie viel Humor verträgt ein Krimi?
Humor ist definitiv wichtig, um das Lesen zu erleichtern, genauso wie Spannung. Das hat etwa der geniale Krimischreiber Friedrich Glauser vor bald einhundert Jahren schon den Krimiautoren auf den Weg gegeben. Leserinnen und Leser müssen neugierig bleiben und Lust haben, weiterzulesen. Oft habe ich am Ende eines Kapitels einen Cliffhanger eingebaut, damit man wissen will, wie es weitergeht. Humor gehört für mich ebenfalls dazu – er macht das Buch zugänglicher und unterhaltsamer.
Von der ersten Idee bis zum fertigen Buch: Wie
lange dauert dieser Prozess?
Ich habe viel recherchiert. Ich war im Trammuseum, bin das 7er-Tram gemeinsam mit einem auskunftsfreudigen Chauffeur von Wollishofen bis Stettbach und zurück gefahren und habe mich mit Fachleuten unterhalten. Insgesamt hat es etwa ein halbes Jahr gedauert, das Buch zu schreiben. Die Überarbeitung und die Abstimmung mit dem Verlag haben dann wiederum noch einige Monate in Anspruch genommen.
Setzt sich Trampilot Leo Känzig zur Ruhe, wie es
sich seine Frau und Freunde wünschen, oder planen Sie eine Fortsetzung?
Das ist noch offen. In Zürich gibt es insgesamt 18 Tramlinien inklusive der Sonderlinie der Forchbahn, die ein Mix aus Tram und Bahn ist. Neben der Linie eins ist eine weitere Linie «verschwunden»: die sechzehn; wer weiss, was aus ihr geworden ist? Theoretisch könnte man zu jeder Linie einen Krimi schreiben. Es ist also durchaus möglich, dass es eine Fortsetzung geben wird.
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Zürich liest – Das Festival
Seit 2011 sind die VBZ Partner von Zürich liest, dem grössten Literaturfestival der Schweiz. Jedes Jahr im Oktober bringt es über 200 Veranstaltungen an mehr als 100 Orte. Ein besonderes Highlight seit der ersten Ausgabe sind die literarischen Tramfahrten, bei denen die Fahrgäste auf besondere Weise in die Welt der Bücher eintauchen können.