Im Innovationstram - der rollenden Testplattform der VBZ – soll eine Folie auf den Fenstern das Aufheizen des Fahrgastraumes mindern und so zum Energiesparen beitragen. Ebenfalls getestet wird eine LED-Beleuchtung für die alten Cobra-Trams. Denn auch bei den VBZ gilt: Jede eingesparte Kilowattstunde zählt und hilft der Stadt, ihr Netto-Null-Ziel zu erreichen.
Im Rahmen der Energiestrategie 2050 des Bundes erhält die Energieeffizienz im öffentlichen Verkehr wachsende Bedeutung. 20 bis 40 Prozent der vom öffentlichen Verkehr benötigten Energie wird von der Klimatisierung – Heizung, Lüftung, Kühlung – der Fahrgasträume bei Bahn, Bus und Tram «aufgefressen». Die verbleibenden 60 bis 80 Prozent werden für die Traktion, d.h. den Antrieb der Fahrzeuge gebraucht. Folglich liegt in Verbesserungen der Fahrzeughülle und einer verbrauchsgünstigen HLK-Technik beträchtliches Sparpotenzial.
Die Isolation der Fahrgasträume ist primär ein Thema bei der Entwicklung neuer Fahrzeuggenerationen. Dennoch glauben die VBZ, dass sich mit punktuellen Nachrüstungen Einsparungen erzielen lassen, die der Umwelt nutzen und sich auch rechnen. Zwei solche Optionen werden im Innotram auf ihre Alltagstauglichkeit getestet.
Neue Licht-Technologie für alte Fahrzeuge
Marco Piller und das ganze Team, das hinter dem Projekt Innotram steht, nutzt ein Cobra-Tram als Testplattform, in dem Neuerungen auf ihre Alltagtauglichkeit im Liniendienst getestet werden.
Dies gilt etwa für die Beleuchtung. Zwar sind moderne Fahrzeuge mit energieeffizientem LED-Licht ausgerüstet. Doch bei der Beschaffung der Cobras vor über 20 Jahren stand diese Licht-Technologie noch nicht zur Verfügung. Glühlampen reagieren auf Erschütterungen, was die einzelnen Lampen zum vorzeitigen Ausbrennen bringt. Auch den Tagesfahrlichtlampen ging beim Einschalten häufig das Licht aus. Dieses Problem ist gelöst: Die Lampen werden präventiv nach 20’000 Kilometern ersetzt. Doch noch immer stehen bei den Cobras eine grosse Anzahl verschiedener Leuchtmittel im Einsatz, was Logistik und Lagerhaltung verkompliziert.
Jetzt will man herausfinden, ob sich die Aufrüstung der alten Trams mit neuester Beleuchtungstechnik lohnt und vor allem, ob sie auch im Alltag funktioniert. Falls es funktioniert, würde die Beschaffung und Lagerhaltung der Leuchtmittel wesentlich einfacher. Zusätzlich liesse sich der für die Beleuchtung genutzte Strom drastisch reduzieren.
Folien sollen Aufheizen der Fahrzeuge mindern
In den Wintermonaten sparen die VBZ unter anderem mit einer 2022 vorgenommenen leichten Absenkung der Temperatur im Fahrgastraum Energie. Auch für die warme Jahreszeit werden mögliche Ansätze für mehr Energieeffizienz geprüft. Während sich die Fahrzeughülle nur mit grossem technischem und finanziellem Aufwand optimieren lässt, erwarten Geoffrey Klein und Iwo Fischer von mit einer Wärmeschutzfolie beklebten Scheiben, dass sich der Fahrgastraum wesentlich weniger aufheizt, was sich direkt in einem geringeren Kühlungsbedarf niederschlägt. Versuche anderer Verkehrsbetriebe bestätigen diesen positiven Effekt. In Wien beispielsweise senken Folien die Innentemperatur bei direkter Sonnenbestrahlung im Sommer um bis zu 4 Grad, was sich in einem erheblich tieferen Energieverbrauch für die Kühlung niederschlägt.
Doch auch diese Medaille hat zwei Seiten: Im Winter wird die wärmende Kraft der Sonne durch die mit Folien beklebten Fenster zusätzlich gemindert. Es muss länger und stärker geheizt werden. Dringt weniger Licht in den Fahrgastraum, muss dies eventuell die Innenbeleuchtung kompensieren. Wenn diese länger brennt, steigt dann der Energieverbrauch zulasten der im Sommer für die Kühlung eingesparten Energie? Antworten auf diese und ähnliche Fragen soll das Innotram liefern.
Darum sind Iwo Fischer, Geoffrey Klein und das gesamte Team gespannt auf den Feldtest im Innotram, bei dem genau gemessen wird, welche Massnahme welche Wirkung erzielt. Auch ist man auf Akzeptanz und Reaktion der Fahrgäste gespannt. Denn Energiesparen ist gut, doch darf dies nicht zulasten von Komfort und Wohlbefinden der Fahrgäste gehen.
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