Esther Weibel Waser und Marianne Dubs Früh setzen sich seit Beginn für ein Tram für Zürich-Affoltern ein. Das geht schon so lange, dass beide sich nicht mehr genau an den Zeitpunkt erinnern, wo und wann sie zum ersten Mal vom Projekt gehört haben. «Es isch scho äs Ziitli her», meint Marianne Dubs und Esther Weibel lacht. Beide sind nach vielen Jahren des Wartens immer mehr davon überzeugt, dass es dieses Tram braucht und freuen sich darauf. Wir treffen uns beim KuBaA, dem alten Bahnhof Affoltern, der von neuen Mehrfamilienhäusern umgeben ist, die in den letzten Jahren gebaut wurden.
Was bedeutet Ihnen Affoltern?
EW: Ein Stück Heimat. Ich kenne hier viele Menschen auch durch meine verschiedenen Tätigkeiten u.a. in der Schulpflege und in der ABZ-Genossenschaft. Und meine Kinder sind hier aufgewachsen. Mit den Neubauten sind viele spannende Menschen nach Affoltern gezogen, die Urbanität des Quartiers hat zugenommen. Das gibt Affoltern einen guten Drive. Veränderungen empfinde ich immer als positiv. Darum engagiere ich mich auch für dieses Quartier.
MD: Ich bin hier zuhause. Natürlich sind wir etwas weiter weg und haben weniger Anschluss Richtung Zentrum Affoltern. In der Althoos-Gegend spüren wir die baulichen Veränderungen weniger. Allerdings wurde jetzt an der Obsthaldenstrasse, eine Siedlung mit 170 neuen Wohnungen gebaut. Dadurch verändert sich viel und immer mehr Menschen kommen ins Quartier. Es ist gut, wenn die Infrastruktur angepasst wird und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln der Andrang bewältigt werden kann.
Wie sind Ihre Erinnerungen an das frühere Affoltern?
EW: Ich habe immer in Zürich-Nord gewohnt. Schwamendingen, Seebach, Oerlikon. Affoltern war am Anfang schon speziell. Da gehört man nicht einfach dazu. Wir waren am Rande des Unterdorfes so etwas wie fremde Fötzel, die sich erst beweisen mussten… Und natürlich gehört zu den ersten Erinnerungen die legendäre Crèmeschnitte der Bäckerei Stucki im Unterdorf.
MD: Ich kenne das Quartier eigentlich seit immer. Meine Grosseltern lebten in Affoltern. Meine Grossmutter brauchte oft Medikamente und wir haben immer auf dem Parkplatz vor der Apotheke in Neu-Affoltern im Auto auf sie gewartet. Als wir dann als Familie ein neues Zuhause gesucht haben, konnten wir in ihrem Haus in eine Wohnung ziehen, wo wir immer noch wohnen. In unserer Strasse kennen sich alle.
Und Ihre ersten Erinnerungen an das Projekt Tram Affoltern?
EW: Mir scheint, es war zum Zeitpunkt als klar wurde, wie sich Affoltern entwickeln würde und wie viele neue Wohnungen geplant waren. Irgendwie hängt es für mich auch mit der Einführung der S-Bahn 1991 zusammen. Der ÖV wurde immer wichtiger.
MD: Das war irgendwie im Zusammenhang mit dem Tram Schwamendingen. Ich weiss noch, welch ein Riesentheater das war. Auch da wurden Vorgärten enteignet und es gab Landabtäusche, was natürlich nicht alle Menschen freute… 1986 war der Startschuss und heute könnte man sich Schwamendingen ohne Tram nicht mehr vorstellen.
Bereits vor 100 Jahren wurde zum ersten Mal ein Tram Affoltern erwähnt. Auch das aktuelle Projekt hat eine Geschichte. Was hat sich in den letzten Jahrzehnten in der Wahrnehmung für Sie verändert?
EW: Anfänglich, als wir uns für das Tram Affoltern eingesetzt haben, war der Widerstand gross. Ich habe das Gefühl, dass sich das in letzter Zeit geändert hat. Würde man heute eine Befragung durchführen, bin ich der Meinung, dass eine Mehrheit sich für das Tram Affoltern aussprechen würde. Früher war z.B. auch der Quartierverein gegen ein Tram, heute befürwortet er es. Ich glaube das Bewusstsein, dass ein Tram für Affoltern notwendig ist, ist heute vielen Menschen klar. Mit einem immer grösseren Wohnungsbau im Quartier entspricht die jetzige Situation des ÖV nicht mehr den Anforderungen an eine moderne Stadt.
MD: Diese Meinung teile ich. Die Wahrnehmung hat sich verändert. Auch wenn ich immer wieder skeptische Stimmen zum Tram höre. Natürlich gibt es noch Menschen, die überzeugt sind, dass es kein Tram braucht.
Wunsch fürs Tram und für Affoltern
EW: Dass es möglichst bald kommt und von der Bevölkerung gut angenommen wird. Ich bin überzeugt, dass das Tram gut genutzt wird und ein Plus für die Bevölkerung sein wird.
MD: Dass das Tram möglichst schnell kommt und dass möglichst viele Menschen das Tram nützen.
Esther Weibel Waser wohnt gemeinsam mit vier anderen Familien seit 1987 in Affoltern in einem umgebauten Bauernhaus im Unterdorf. Sie war von 1998 bis 2008 SP-Gemeinderätin der Stadt Zürich. «Mich freut es, dass sich Affoltern so entwickelt hat.» Ihr Lieblingsort ist der 2003 eröffnete Kultur Bahnhof Affoltern (KuBaA), wo sie heute noch aktiv im Verein mitarbeitet.
Marianne Dubs wohnt seit 1993 in Affoltern. Mit ihrer Familie konnte sie in das Haus ihres Grossvaters ziehen. «Affoltern kenne ich eigentlich seit jeher.» Vorher hat sie in fast allen Kreisen der Stadt Zürich gewohnt. Sie war von 1998 – 2014 für die SP im Gemeinderat. Ihr Lieblingsort in Affoltern ist der Kindergarten Althoos mit seiner Parkanlage am Waldrand unterhalb des Käferbergs.
Projekt Tram Affoltern
Gemäss Jahresbericht des Quartiervereins Affoltern, geht der letzte Anlauf für ein Tram nach Zürich-Affoltern auf das Jahr 1993 zurück. Damals zeigte sich der Quartierverein verärgert, dass er von der Stadt nicht direkt über dieses neue Projekt informiert worden war, sondern die Neuigkeit aus der Zeitung erfahren hat. Die erste offizielle Information der Quartierbevölkerung durch die Stadt erfolgte am 18. November 1994. (Quelle Quartierverein Affoltern)Mehr zum Projekt Tram Affoltern finden Sie auf der Website.