Unsere erfolgreiche App «Züri schlaflos» offeriert mehr als 170 Geschichten über Zürcher Bars, Clubs, Kulturhäuser, Restaurants und andere urbane Hotspots und Schauplätze. Die Stadtneurotiker, Journalisten und Autoren Philippe Amrein und Thomas Wyss haben über unterschiedlichste Lokalitäten und Orte streng subjektive und oft ziemlich schräge kleine Stadtgeschichten verfasst.
Olé Olé Bar
Ich versuch es diesmal anders. Anders im Sinne von poetisch und melancholisch. Klar, man könnte nun sofort reklamieren und dazwischenrufen: «Hey, hör auf, ein solcher Ansatz, der passt nun wirklich nicht zu einem Lokal namens ‹Olé Olé›!» Und ich würde dann erwidern: «Easy bro, das passt schon – es geht in diesem Beitrag nämlich um Abschied und Wiedersehen. Also gemach, ja.» Und dann würde ich mit meinen poetisch-melancholischen Zeilen beginnen. Was ich nun auch mache.
Eine Art Nachruf
Die alte Olé Olé Bar wurde im Oktober 2012 geschlossen. Seit 1966 war «lovely» Rita Guyer mit ihren Geschwistern Jahr für Jahr während 365 Tagen an der Bar gestanden, das Team hatte mit bodenständigem Charme und Witz und gut gefüllten Gläsern für das Wohl der Gäste gesorgt. Dann war Rita so krank geworden, dass sie das Lokal aufgeben musste.
Diese Bar war sowas wie der tröstende Schoss einer Grossmutter. Und so kam ich her, wenn ich taufrischen Liebeskummer hatte und mich ins heulende Elend trinken wollte. Diese Bar war aber auch die Erdung zur Welt. Und so kam ich auch her, wenn ich wieder mal zu übermütig geworden war und dachte, ich hätte die einzig Richtige gefunden und müsse sofort heiraten, obwohl es die einzig Richtige ja gar nicht gibt, was mir dann die Menschen im Olé Olé klar machten; Menschen mit meterlangen Bierfahnen und gut vernarbter Lebenserfahrung. Und schliesslich war diese Bar auch ein barmherziger Samariter, also ging ich auch hin, wenn ich mir nicht mal mehr eine Stange und Zigis leisten konnte – weil im Olé Olé immer jemand sass, der mir ein Bier und ein Päckli spendierte. Und hierher wäre ich ganz sicher zuerst gegangen, wenn ich nach 15 Auslandjahren heimgekehrt wäre und null Bock auf den coolen Züri-Mist gehabt hätte: Denn im «Olé Olé» hingen stumme Teddybären, klingende Wecker und Nachttöpfe an der Decke, hier konnte man «Eier tütschen», Haarölseichen und «Birewixer!» rufen…nur auf den Boden spucken, das durfte man nicht.
Die Auferstehung
Im Frühling 2013 eröffnete die neue Olé Olé Bar. Sie ist – und dafür gebührt den drei jungen Frauen, die sie übernommen haben, Dank und Respekt – mehr oder weniger die alte geblieben: Juke-Box (wenn auch zeitgeistiger bestückt), Düsterheit, Mobiliar und die seltsame «Schiiisi», alles ist noch da. Die Gäste sind jünger, auch etwas adretter, aber fern von Dumpfbackentum. Und auch wenn ich hier heute keinen Trost mehr suche, ist das doch wieder (oder noch) mein Zuhause. Olé Olé 4 ever!
Siehe da, in meinem Zuhause gibt es seit ein paar Wochen einen Garten. Klitzeklein aber sehr sehr fein. Die geliebte Düsterheit der «Olé Olé» wird damit zwar ein bisschen durchbrochen aber was soll’s. Dafür steht man neu nicht mehr nur vor der Eingangstür dicht gedrängt, Glimmstängel an Glimmstängel, sondern auch im Hinterhof. Und damit nochmals: Olé!
Zur Facebook-Seite der Olé Olé Bar.
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