Fast sein ganzes Berufsleben war Albert Lamprecht für Zürich unterwegs und kennt die Stadt wie seine Uniformtasche. Wie es dazu kam, warum er seine Arbeit liebt und was er an den VBZ schätzt, verrät er kurz vor seiner letzten Fahrt.
Hut ab! 40 Jahre im Fahrdienst sind eine Riesenleistung – und für Albert Lamprecht auch ein Glück, denn seine Arbeit macht ihm ebenso lange viel Freude. Dabei waren dem gebürtigen Südtiroler weder Trams noch Busse in die Wiege gelegt. Im Passeiertal, wo er aufwuchs, war man nicht auf Schienen, sondern vor allem zu Fuss unterwegs.
Albert Lamprecht wusste schon früh, dass er sein Leben nicht auf dem elterlichen Bauernhof verbringen wollte. Mit gerade 22 Jahren führte ihn die Suche nach Arbeit zuerst ins heimische Gastgewerbe, dann in ein Sägewerk und schliesslich nach Davos, wo er seine zukünftige Frau kennenlernte. Bald zügelte das junge Paar nach Zürich, mit dem Ziel, jeweils den Sommer in der Stadt und die Wintersaison im Bündnerland zu verbringen. Doch der Zufall stellte die Weichen anders: 1982 sah Albert Lamprecht ein Inserat, in dem die VBZ Fahrdienst-personal suchten. Darin hiess es, dass eine Berufslehre zwar von Vorteil, aber keine Bedingung sei. Notwendig hingegen waren für einen zukünftigen Buschauffeur ein Führerausweis Kategorie B und der einwandfreie Leumund. «Ich hatte inzwischen in Chur die Lastwagenprüfung bestanden», erklärt er.
«Also bewarb ich mich, und es klappte mit der festen Anstellung. Nur das Gastgewerbe in den Bergen musste fortan auf mich verzichten.»
Bus und Tram – warum sich entscheiden?
Albert Lamprecht fuhr die ersten zehn Jahre Bus. Danach bestand er die Tramprüfung und freute sich über die Abwechslung, die der gemischte Turnus im Depot Kalkbreite – ein Tag im Tram, der nächste im Bus – mit sich brachte. Und auch das Beherrschen der vielen verschiedenen Fahrzeuge vom Cargo, Cobra über Elefant, Mirage bis Sänfte macht ihm noch heute Spass – inklusive Gastro- und Märlitram. «Ins Flexity werde ich jedoch leider nur als Fahrgast einsteigen», bedauert er aufrichtig.
Der freundliche Lamprecht strahlt viel Zufriedenheit aus, wenn er über seine Arbeit spricht. «Man muss mit Herzblut dabei sein, unser Beruf ist mehr als ein Job», ist er überzeugt. «Ich bin eher ein ruhiger Typ, das hilft. So kann ich auch mal einstecken, wenn es hektisch ist.» Ebenso wichtig ist es für ihn, dass es «zuhause stimmt».
An seinem Beruf schätzt er die Abwechslung und Selbständigkeit, aber nicht nur: «Ich war immer sehr gerne bei den VBZ und habe nie meiner Pensionierung entgegengefiebert. Der Lohn kommt pünktlich, so hatten wir als Familie mit zwei Kindern keine Existenzsorgen. Dass das viel wert ist, zeigte sich während der Pandemie.» Auch die unregelmässigen Arbeitszeiten haben Albert Lamprecht nicht gestört. Der Zusammenhalt im Fahrdienst war und ist gut. Allerdings wunderte er sich, dass es den ersten Fahrerinnen in den 80er Jahren von manchen Kollegen schwergemacht wurde. Denn schliesslich ist es angenehmer, wenn das Fahrdienstpersonal gemischt ist.
Unzählige Fahrgäste, viele Kilometer, neue Pläne
Albert Lamprecht fährt noch im Rahmen des Programms 66+ und hilft so, Engpässe abzufangen. Und manchmal plagt ihn durchaus das schlechte Gewissen, wenn er einen Einsatz ablehnen muss.
Die Antwort nach der Anzahl der beförderten Fahrgäste und gefahrenen Kilometer in den vergangenen 40 Jahren bleibt offen. Es waren sehr, sehr viele. Und es könnten für den jugendlich wirkenden Lamprecht gerne noch ein paar mehr werden, wenn er nicht altershalber seinen Beruf Ende Mai nun endgültig an den Nagel hängen müsste. Zum Glück hat er auch in der Freizeit keine Langeweile und ist gerne in der Natur oder mit seiner Frau auf Reisen. vbzonline sagt an dieser Stelle herzlichen Dank und wünscht dafür viel Gesundheit und alles Gute.
Albert Lamprecht war auch als Samichlaus unterwegs.