Alle Jahre wieder: Das «Jelmoli-Märlitram» ist für viele Kinder das Symbol der Vorweihnachtszeit. Und wenn der erste Advent naht, tauschen vier Trampiloten jeweils ihre Uniform gegen das rote Gewand. Wochenlang bereiten sie sich für die Fahrt als Samichlaus im geschichtsträchtigen Gefährt vor. Ein Blick hinter die Kulissen.
Draussen ist es eisig kalt, tiefer Winter herrscht schon bald.
Drinnen sitzen vier Männer an einem Tisch, einem langen,
diskutieren über Engel und mögliche Fahrgastschlangen.
In der Weihnachtszeit lassen sie Kinderherzen höherschlagen –
schon seit über 60 Jahren, laut Hörensagen.
Sie kommen weder mit Esel noch zu Fuss, nein,
ein eleganteres Gefährt ist für sie ein Muss.
Eines, das ruckelt und blinkt: mit ein Grund, weshalb ihnen
so manch einer winkt.
Es zaubert Alt und Jung ein Lächeln in die Gesichter.
Das kann nur ein Fahrzeug: das Märlitram und seine vielen Lichter.
Zurück zu den Männern: Was haben sie vor?
Tauschen sich aus, die Notizen klassisch auf Papier, statt am Monitor.
Vom 26. November bis 24. Dezember sieht man das Vierergespann,
ohne das auch das Märlitram gar nichts kann.
Wer sie sind, verraten wir endlich hier:
Das isch denk de Samichlaus hoch vier!
Wo die Herren im roten Gewand genau tagen,
verraten wir nicht, auch wenn Sie fragen.
Nur so viel: Ein Treffen am Nordpol ist nicht das Ziel.
Am Tisch plaudern die Chläuse angeregt.
Der eine zum anderen: «Weisst du noch, damals…», ganz bewegt.
Es scheint sie zu verbinden, diese Nostalgie.
Die Stimmung ausgelassen, beschwingt und voller Euphorie.
Alle sind sie sehr erfahren,
arbeiten dennoch mit Checkliste, auch nach all den Jahren.
Die Vorbereitungen sind in vollem Gange,
es dauert das Meeting gar nicht lange:
Der Fahrplan erstellt, die Engel gewählt, die Tirggel bestellt,
so eine gute Planung gefällt.
Und doch ist es eine aussergewöhnliche Lage,
kreativ müssen sie sein dieser Tage.
Tragen zwar noch immer Gewand und Bart,
darunter jedoch eine Maske während der Fahrt.
Auch ein Schutzkonzept muss her,
dessen Umsetzung beschäftigt die Planer sehr.
Zum Glück helfen die fleissigen Engel beim Putzen und Desinfizieren, sonst würden die Chläuse wertvolle Zeit verlieren.
Denn auch die 20-minütige Fahrt ist schneller vorbei als gedacht,
der wertvolle Lohn ein Kinderherz, das strahlt und lacht.
Was ist es genau, dass dir am Chlaus-Sein so behagt?
Das haben wir einen von ihnen im Interview gefragt.
«Es scheint sie zu verbinden, diese Nostalgie. Die Stimmung ausgelassen, beschwingt und voller Euphorie.»
DAS INTERVIEW
Thomy, wie bist du VBZ-Chlaus geworden?
Ich habe schon früher für die Kinder eines Freundes den «Samichlaus» gespielt. Das hat mir immer grossen Spass gemacht. Während meiner Ausbildung zum Trampilot hat mein damaliger Linieninstruktor, er war VBZ-Chlaus, mir eines Tages das Märlitram gezeigt. Es hat mich von der ersten Sekunde an fasziniert. Mir war daher sofort klar: Ich möchte mich als Samichlaus bewerben.
Was ist besonders an der Fahrt im Jelmoli-Märlitram?
Für die Kinder sind es sicherlich die Geschichten, welche die Engel erzählen, die Lieder und das Ambiente. Für mich als Fahrer ist es besonders, weil die Bahnhofstrasse in dieser Jahreszeit noch voller ist als sonst. Die Leute winken uns zu und freuen sich über das Märlitram.
«Das Leuchten in den Augen der Kinder ist unbezahlbar.»
Was gefällt dir am besten an deinem Nebenamt?
Dass ich den Kindern eine Freude bereiten kann. Das Leuchten in ihren Augen, wenn sie das Märlitram, den Samichlaus und die Engel sehen, ist unbezahlbar.
Gibt es lustige Momente?
Da gibt es viele. Wir sind eine aufgestellte Truppe und leidenschaftliche Chläuse. Einmal ist jemandem von uns der Bart abgefallen. In solchen Situationen muss man gut improvisieren können. Im Nachhinein sind dies jedoch Geschichten, über die wir lachen.
Und an welches Erlebnis erinnerst du dich gerne zurück?
Letztes Jahr gab es eine Sonderklasse verhaltensauffälliger Kinder. Sie hatten alle die gleiche Sternenmütze auf. Weil sie sich so auf die Fahrt im Märlitram gefreut haben, begannen sie mit voller Begeisterung ein Lied für den Samichlaus zu singen. Das hat mich sehr berührt.