Unsere erfolgreiche App «Züri schlaflos» offeriert mehr als 170 Geschichten über Zürcher Bars, Clubs, Kulturhäuser, Restaurants und andere urbane Hotspots und Schauplätze. Die Stadtneurotiker, Journalisten und Autoren Philippe Amrein und Thomas Wyss haben über unterschiedlichste Lokalitäten und Orte streng subjektive und oft ziemlich schräge kleine Stadtgeschichten verfasst.
Die Safari Bar
Wenn man sich das mal so genau überlegt, ergeben gewisse Dinge einfach überhaupt keinen Sinn. Was zum Beispiel sollen ein schwäbisches Fürstengeschlecht aus dem Frühmittelalter, der grandiose (aber längst tote) Blueser «Champion Jack Dupree», ein Teil der Zürcher Homosexuellenszene sowie künftige Stararchitekten miteinander zu tun haben?
Ziemlich verwirrend, nicht? Es ist sogar so verwirrend, dass ich das Rätsel mangels Platz gar nicht auflösen kann. Stattdessen mache ich nun einfach mit dem richtigen und wichtigen Thema weiter, und dieses Thema ist die Safari Bar. Gewisse Weichbecher behaupten bis und mit heute, dass wer in Zürich auf sexuelle Jagd gehen wolle, dies am besten in der Safari Bar tun soll, lockere Beute sei dort garantiert. Ich sage nur einmal, dafür klipp und klar: Das ist Bullshit!
Was man in diesem verwinkelten und charmanten Trinklokal an der Zähringerstrasse dagegen wirklich mit Garantie bekommt, ist ein erstklassiger Cuba libre (wobei sofort anzufügen ist, dass es auch ein anderer Drink sein kann; sie sind hier nämlich alle wohlwollend gemixt). Die wahre Klasse der Safari Bar – im privatwirtschaftlichen Sprachjargon würde man sagen: die «Unique Selling Proposition» – ist jedoch ihre geradezu magische Atmosphäre (Esoteriker sagen Aura), die man durchaus mit jener von offiziellen oder inoffiziellen Wallfahrtsorten wie Lourdes oder Stonehenge vergleichen kann.
Um es ein wenig plakativer und sentimentaler zu formulieren: Zwei Menschen, die gerade in einer argen Beziehungskrise stecken, aber dennoch nicht einfach aufgeben wollen (weil sich da halt nicht nur emotionaler Müll, sondern auch ganz viel Zauberhaftes und Unvergessliches angesammelt hat), sollten sich unbedingt gemeinsam in die Safari Bar begeben (eher nicht am Freitag oder Samstag, da ist es zu voll). Dort sollten sie sich in eine Nische setzen und sich eine Nacht lang dem Rhythmus der oft formidablen Musik, dem Schwelgen, dem Trinken und den Vibes hingeben. Verlassen werden sie die Bar Stunden später wieder als unzertrennliches Paar. Laut einer (nicht repräsentativen) Strassenumfrage hat das in etwa 97 von 100 Fällen geklappt. Weshalb, das kann niemand erklären, es ist ein Rätsel – genauso wie die Frage, was ein schwäbisches Fürstengeschlecht, Jack Dupree, die Schwulen und angehende Häuserbauer von Weltformat miteinander zu tun haben.
Das Phänomen bleibt also unerklärlich. Ob sich die Strassenumfrage im Alltag bestätigt, könnte man jedoch durchaus dieses Wochenende am Dörflifest erproben. Denn dann wird die Safari Bar zur alljährlichen Oase, eben weil sie sich durch Atmosphäre und Musik vom Einheitsbrei abhebt.
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