Sie fahren fürs Leben gern Bus und Tram, dennoch runzeln Sie wegen den VBZ manchmal die Stirn? Dann sind Sie in bester Gesellschaft! Fast täglich erreichen uns interessante Fragen zum öffentlichen Verkehr, die uns zeigen, was unsern Fahrgästen unter den Nägeln brennt. Beantwortet werden sie in dieser Serie namens «Händ Sie gwüsst ...?» Das heutige Thema lautet: Warum werden Haltestellen verschoben, und was braucht es dazu?
Haltestellen sind ein verbindlicher Wert, eine tägliche Gewohnheit; etwas, worüber wir uns nicht viele Gedanken machen. Trotzdem wandert dieses Tor zum ÖV bisweilen plötzlich weiter, an einen neuen Ort, und das wirft Fragen auf: Wozu wird diese Haltestelle verschoben, wie lange und warum genau hier hin? Unsere Experten Michael Gruber, Leiter Projektleitung Bauprojektmanagement, und Alfredo Garcia, Leiter Betrieb und Instandhaltung Haltestellen, erklären, was es an Überlegungen, Beteiligten und Arbeiten braucht, damit eine Haltestelle neu platziert wird.
Zahlreiche Vorarbeiten mit vielen Beteiligten
Rund 95 Prozent aller Haltestellenverschiebungen sind temporärer Natur, manchmal wird die Haltestelle aber auch von Grund auf neu aufgebaut. Bevor zur Tat geschritten werden kann, muss die Situation sauber abgeklärt werden: Gibt es genügend Platz, was wird alles verschoben? Wie verändert sich der Strassenraum? Am Ende, wenn alle Fakten auf dem Tisch liegen, wird mit jenen, die für den Einsatz der Fahrzeuge zuständig sind, entschieden, wo die Haltestelle platziert werden kann. Denn schlussendlich müssen die Fahrzeuge ja am neuen Ort halten können.
Dauert die Umplatzierung nur wenige Wochen, wird lediglich der Rahmen mit den Informationen für unsere Fahrgäste verschoben, nicht aber der Automat oder die Wartehalle. Sobald die gesamte Haltestelle versetzt wird, erweitert sich der Kreis der Beteiligten: Dann sind auch das Tiefbauamt, die Dienstabteilung Verkehr, Architekten, Bauleiter und -führer mit im Boot. Denn natürlich müssen Wasser- und Stromleitungen beim Bau beachtet werden, ebenso wie Sichtdistanzen, aber auch ein definierter Abstand zum Fussgängerstreifen ist einzuhalten. Die VBZ besitzen mobile Wartehäuschen und Ticketautomaten, die für temporäre Haltestellen gestellt werden können. Handelt es sich aber um eine grosse Haltestelle mit viel Publikum, die für lange Zeit verschoben wird, muss der Unterstand auch schon mal fix installiert werden, mit allen nötigen Abbruch- und Aufbauarbeiten.
Die Gründe für so einen Umzug sind mannigfaltig. Sie reichen von einem Hausumbau über neue Velowege. Wasserrohrbrüche, Werkleitungssanierungen und neue Glasfaserleitungen bis hin zu Verkehrsunfällen, bei denen die einstige Wartehalle demoliert wurde. Jährlich werden rund 15 bis 20 Haltestellen temporär neu platziert.
Gut Haltestelle will Weile haben
Die Dauer so eines Projekts reicht von vier Wochen bei kleineren Massnahmen bis hin zu vier Jahren bei grösseren Rochaden. Bei den VBZ sind bei so einem Grossprojekt rund acht Mitarbeitende involviert, gesamtstädtisch beschäftigen sich schon mal bis zu 20 Leute mit der Verschiebung. Freigaben durch die verschiedenen städtischen und kantonalen Instanzen sind einzuholen, bisweilen muss das Bauprojekt auch dem Gemeinderat vorgelegt und natürlich muss erst das notwendige Geld gesprochen werden. Das kann schon mal etwas dauern, bis alle Bedürfnisse abgeholt und zur Zufriedenheit aller gelöst sind.
Nicht immer kann der Ersatz in unmittelbarer Nähe der Vorgänger-Haltestelle gestellt werden, sondern kommt in eine Nebenstrasse zu liegen. Oft befindet sich vor Ort nämlich eine Baustelle, die Platz einnimmt und das Halten des Fahrzeugs verunmöglicht. Darüber sind nicht immer alle glücklich, wenn der neue Ort einen längeren Weg von zu Hause aus oder mehr Trubel vor der Haustüre der Anwohner mit sich bringt. Wie wir aber sehen, wird nicht leichtfertig entschieden, das Zügeln einer Haltestelle wird so gut durchdacht – könnte man fast sagen – wie die Wahl eines neuen Eigenheims.