Bei den VBZ werden zurzeit 42 Lernende in Technik und Logistik ausgebildet, fünf davon sind junge Frauen. Hier erzählen sie, wie sie ihren Weg zu dieser Berufswahl fanden, was sie an der technischen Arbeitswelt fasziniert und welche beruflichen Zukunftspläne sie verfolgen.
Betritt man bei den VBZ etwa die Zentralwerkstatt, die Warenannahme oder die technischen Bereiche in den Bus- und Tramdepots, zeichnet sich durchgängig das gleiche Bild ab: Männer sind zahlreich vertreten, während nur hie und da Arbeitskolleginnen zu erspähen sind. Dass in technischen Berufen der Frauenanteil, sowohl in der Schweiz als auch im internationalen Ländervergleich, noch immer gering ist, deckt sich mit den Zahlen der Lernenden bei den VBZ. Die Anzahl aller Auszubildenden umfasst zurzeit 47. Davon sind 42 in der Technik und Logistik angesiedelt. Fünf, also rund 12 Prozent, sind Frauen.
Melanie Albrecht, Noor Lone, Maria Bittencourt, Mirela Brašnjić und Anna Pfister absolvieren eine technische Lehre bei den VBZ. Sie erzählen uns die unterschiedlichen Beweggründe, ihren Weg in die Berufswelt der Technik einzuschlagen, und was sie sich für die Zukunft wünschen.
Technik ist die Zukunft
Melanie Albrecht, 16 Jahre, Automatikerin im 2. Lehrjahr.
«An meinem Beruf als Automatikerin gefällt mir besonders die Vielfältigkeit: Ich habe hier in kürzester Zeit so vieles lernen und bereits in zahlreiche Arbeitsfelder Einblicke erlangen können. Auch schätze ich es sehr, dass wir uns in der technischen Arbeitswelt in verschiedensten Bereichen weiterentwickeln können. Mit Technik bin ich bereits sehr früh in Kontakt gekommen, nämlich durch meinen Vater, der damals als Multimediaelektroniker gearbeitet hat. Für mich war es von Anfang an klar, dass ich einen technischen Beruf erlernen möchte, und deshalb habe ich auch in kein anderes Berufsfeld «reingeschnuppert». Mich fasziniert der Gedanke, dass Technik die Zukunft ist, denn es wird alles immer technischer. Meine Familie hat mich in meinem Berufswunsch unterstützt, und auch in meinem Freundeskreis sind die Meinungen, zumindest nach anfänglicher Skepsis, durchwegs positiv. Ich denke aber, dass es immer noch viele Vorurteile gibt, egal, ob hier in der Schweiz oder in anderen Ländern. Es ist ein gesellschaftliches Problem, dass die Meinung besteht, technische Berufe seien Männersache. In meinem Team erlebe ich aber kaum eine negative Haltung – und ich selber schätze meine Arbeitskollegen sehr. Meine bisherige Zeit hier bei den VBZ hat mich gelehrt, mein Durchhalte- und Durchsetzungsvermögen zu stärken, aber auch Geduld und Hilfsbereitschaft aufzubringen, wenn ich beispielsweise jemandem etwas erklären muss.»
Was verbirgt sich hinter der Steckdose?
Maria Bittencourt, 19 Jahre, Automatikmonteurin im 3. Lehrjahr.
«Mein Weg zur Technik begann bereits früh: Im Alter von sieben Jahren wollte ich herausfinden, was sich hinter der Steckdose befindet. Also griff ich zu einer Stricknadel und hielt sie in eines der kleinen Löcher. Was folgte, war nicht etwa ein Trauma, sondern ein ungebrochenes Interesse für Strom und Elektrotechnik. Durch einen Bekannten, der als Informatiker arbeitete, konnte ich erstmals Einblicke in die technische Berufswelt erlangen. Als es dann um meine eigene Berufswahl ging, wollte ich zuerst Polymechanikerin werden. Von der Berufsberaterin erhielt ich jedoch den Tipp, mich um eine Ausbildung als Automatikmonteurin zu bemühen. So folgte das Vorstellungsgespräch bei den VBZ, an dem mir die Frage gestellt wurde, wieso ich mich für sie als Arbeitgeber entschieden hätte. Die Antwort darauf fiel mir leicht, denn ich kannte keine andere Firma, die mit Tram, Bus und Autos arbeitet. Auch dadurch sind für mich die VBZ so toll, sozusagen wie der Europapark für kleine Kinder. In meiner Ausbildung zur Automatikmonteurin lerne ich, wie ich meine Kraft richtig einsetzen kann und meinen ausgeprägten Mut zu dosieren vermag. Mein Team ist für mich wie eine Familie – ich erfahre von meinen Kolleginnen und Kollegen sehr viel Rückhalt und Unterstützung, wofür ich ihnen sehr dankbar bin. Nicht überall stösst meine Berufswahl auf Verständnis. Dennoch bin ich froh, mich für diesen Weg entschieden zu haben und wünsche mir, auch in Zukunft bei den VBZ arbeiten zu können.»
Inspiration für andere Frauen
Anna Pfister, 16, Produktionsmechanikerin im 2. Lehrjahr.
«Mein Interesse an der Technik wurde geweckt, als wir mit unserem Lehrer das Ausbildungsunternehmen für Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie «libs» besuchten. Unter allen vorgestellten Berufen fiel mir besonders die Tätigkeit einer Polymechanikerin ins Auge – also absolvierte ich kurze Zeit später eine Schnupperlehre bei der Firma libs. Die Arbeit an den Maschinen gefiel mir auf Anhieb. Schlussendlich entschied ich mich dann aber für eine Lehre als Produktionsmechanikerin, da ich dort noch mechanischer arbeiten kann und mich in diesem Beruf sehr wohl fühle. Meine beste Freundin findet es «echt cool», dass ich einen Beruf mache, der vorwiegend von Männern ausgeübt wird; somit kann ich vielleicht andere junge Frauen ebenfalls dazu inspirieren. Nach meiner Ausbildung möchte ich weiter bei den VBZ bleiben, aber mir dann später einen Berufswunsch, den ich seit der fünften Klasse hege, erfüllen: Polizistin.»
Eine Arbeit mit meinen Händen
Noor Lone, 19 Jahre, Automatikmonteurin im 2. Lehrjahr.
«Als Kind war ich in unserem Gemeindezentrum immer mit irgendwelchen Bastelarbeiten beschäftigt und liebte es, wenn ich etwas mit meinen Händen herstellen konnte. Als dann in der Sekundarschule die Berufswahl immer näher rückte, legten mir meine Eltern eine Ausbildung im technischen Bereich nahe. Entgegen diesem Vorschlag, reichte ich, zumindest vorerst, meine Bewerbungen für ganz andere Berufe ein: Floristin, Coiffeuse, Augenoptikerin, Detailhändlerin – also Berufe, die von der Gesellschaft eher Frauen zugeschrieben werden. Als mir dann bei der Berufsberatung jedoch ebenfalls ein Beruf in der Technikbranche empfohlen wurde und ich daraufhin in die technische Arbeitswelt bei Siemens, den SBB und zuletzt bei den VBZ reinschauen durfte, legte ich meine anfänglichen Bedenken und Vorurteile ab. Was folgte, war die Ausbildung zur Automatikmonteurin bei den VBZ, die ich nächstes Jahr abschliessen werde. Meine Zukunft sehe ich weiterhin in der Technik, und ich kann mir gut vorstellen, mich auf einem der vielen Gebiete weiterzubilden.»
Ein ganz breites Spektrum
Mirela Brašnjić, 18 Jahre, Logistikerin im 3. Lehrjahr.
«Als Logistikerin arbeite ich in verschiedenen Warenlagern und Annahmestellen und schätze den Kontakt zu internen und externen Lieferanten sehr. Der Beruf erfordert Selbständigkeit, Durchsetzungsvermögen sowie Kraft und beinhaltet ein viel breiteres Spektrum, als ich anfangs dachte. Auch ich habe in den Anfängen meiner Berufsfindung Ausbildungen, die von der Gesellschaft eher Frauen zugeschrieben werden, in Erwägung gezogen. Meine Eltern waren es schliesslich, die mir die Lehre zur Logistikerin bei den VBZ vorgeschlagen haben. Die «Schnupperzeit» konnte dann alle Zweifel und Vorurteile beseitigen, und ich fühlte mich von Anfang an wohl in meinem Arbeitsumfeld. Ich glaube, dass es im Logistikbereich einen geringen Frauenanteil hat, weil sich viele die Tätigkeit anders vorstellen und darauf Acht geben, wie die Gesellschaft zu diesem Beruf steht. Dieses Problem gibt es aber nicht nur in der Technikbranche, sondern auch in umgekehrter Weise – sprich, wenn Männer «Frauenberufe» ausüben. Ich jedenfalls schätze den Umgang mit meinen Arbeitskollegen sehr und sehe mich mit keinen Vorurteilen konfrontiert.»
Eine Lehre bei den VBZ
Die VBZ bilden in neun Lehrberufen aus: Um das Unternehmen bereits vorab kennenzulernen, können Schnupperlehren absolviert werden. Auch sind die VBZ an Berufsmessen vertreten und informieren vor Ort über die vielseitigen Berufsfelder. Lernende, die während oder nach Abschluss ihrer Ausbildung die Berufsmaturitätsschule besuchen möchten, werden unterstützt. Mehr Infos: www.vbz.ch/lehrstellen