Der Blick geht aus dem Fenster oder klebt an einer Lektüre, die Musikstöpsel sind tief im Ohr verankert, die Gesichtszüge wirken ausdruckslos wie bei Gemälden aus dem Mittelalter, die Mundwinkel nach unten gezogen wie bei einem tristen Emoticon. Kurz: Jede Geste, Handlung oder Mimik vermittelt ein- und dieselbe Message: Lasst mich bloss in Ruhe! Doch hey, es geht auch anders! Emotionaler, lebendiger, überdrehter. Um dies auf entspannte Art vor Augen zu führen, haben wir «ClipTrip» kreiert – eine Videorubrik, in der wir Spots aus aller Welt präsentieren, die sich mit dem öffentlichen Verkehr oder generell mit dem Verhalten im öffentlichen Lebensraum beschäftigen.
Mit der Eingemeindung von 11 Vorortsgemeinden in 1893 wurde Zürich zur Grossstadt. Bereits 1912 wird die Marke von 200‘000 Einwohnern erreicht. Zürich wächst aber weiter: 1934 schliessen sich nochmals acht Vorortsgemeinden an die Grossstadt an. Zürich war schon immer ein enges Pflaster – die Häuser sind dicht aneinander gebaut, die Gassen dazwischen sind schmal. Doch mit der wachsenden Bevölkerung steigen auch der Verkehr und das Bedürfnis nach besseren Infrastrukturen, denn Trams, Autos und Fussgänger konkurrieren einander auf den Strassen. Zudem wird 1939 die Landesausstellung Besucherinnen und Besucher aus allen Teilen der Schweiz nach Zürich anlocken. Die Folge: Zürich muss bauen.
«Zürich baut»
Zwischen 1937 und 1938 wurde das Stadtbild von Zürich radikal verändert. Der Film «Zürich baut» dokumentiert die unterschiedlichen Facetten des Prozesses und untermalt das Ganze mit einem Hauch von dramatischer Musik. Der Film beginnt mit Eindrücken von der Stadt vor dem grossen Umbau: Autos und Trams stehen sich im Weg, der Verkehr stockt. An der Selnaustrasse müssen Autofahrer auf das Trottoir ausweichen, damit das Tram an ihnen vorbeifahren kann.
Doch damit ist Schluss: Mit der Hilfe von modernster Technik und ausgefeilten Methoden werden Brücken neu gebaut, das Seeufer verlagert, alte Gebäude abgerissen und neue Unterführungen gebaut. Dies hat einen weiteren positiven Nebeneffekt: Dank den aufwändigen Bauvorhaben wird auch die Arbeitslosigkeit vorübergehend eingedämmt. Menschen, die in ihrem gelernten Berufsfeld keine Arbeit finden, können sich so über Wasser halten.
Gute Verbindungen von und zu wichtigen Landesteilen zu erleichtern, ist auch ein wichtiges kulturelles Unterfangen, pointiert am Beispiel eines (kulturellen) Zusammenstosses eines Basler Autofahrers mit einem Zürcher Wagen demonstriert. Das unterhaltsame Drama steigert sich im Büro der Kantonspolizei zum Höhepunkt: Vergebens weist der Basler auf die breiten Strassen der Stadt am Rhein hin und schiebt der seit jeher als Konkurrenz geltenden Stadt an der Limmat – die partout keinen Platz für die gewohnten Manöver des Baslers bietet – die Schuld zu.
Es ist gewaltig, wie der tüchtige Baueinsatz vor 80 Jahren aus Zürich eine «Grossstadt» gemacht hat, ohne dass der Charme unseres kleinen, feinen Städtchens am Seeufer nachgelassen hat.