In dieser Gegend ist abends nur wenig los. Die Anwaltskanzleien und Arztpraxen, die Boutiquen und die Werbeagenturen sind dann längst geschlossen, am Hottingerplatz herrscht bereits am frühen Abend Nachtruhe. Wer in dieser idyllischen Zone der Stadt dennoch einen draufmachen wollte, sah sich jahrelang vor eine schier unmögliche Herausforderung gestellt. Doch diese trüben Zeiten sind inzwischen vorbei.
Ganz oben nämlich, an der Biegung der Strasse, auf der die grünen Tramlinien dieser Stadt – die 3 und die 8 – verkehren, brennen nämlich inzwischen auch nach Feierabend noch bunte Lichter und ziehen Quartierbewohner, Spätheimkehrende und die Flaneure der Dämmerung geradezu magisch an. Ein kleines Lokal, das seine Lage zum sympathischen Namen gemacht hat: die Bar am Egge.
Der Schankraum ist äusserst übersichtlich. Links steht die Bar, rechts gibt es ein kleines Podest. Dazu ein paar Sitzgelegenheiten, ein Klavier, freundliche Leute hinter der Theke und ein paar Musikinstrumente, die an den Wänden hängen. Mehr braucht es eigentlich gar nicht – keine kompliziert klingenden Drinks, keine abgefahrenen Unterhaltungsangebote, keine Designerleuchten. Sondern schlicht und ergreifend ein tadelloses Angebot an Flaschenbieren, Erfrischungsgetränken und ehrlichen Weinen. Und erstklassige Snacks sind natürlich ebenfalls Teil des Pflichtangebot; immerhin befinden wir uns hier in Zürichs Bäckereienviertel.
Im Untergeschoss gibt es Flipperkästen, und auf dem Weg zum stillen Örtchen, fällt dem aufmerksamen Infrastrukturbetrachter auch ein etwas angejahrter Whirlpool-und-Sauna-Bereich auf. Dessen Geschichte ist allerdings derart komplex und historisch vertrackt, dass man sich am besten zu weit vorgerückter Stunde einfach mal bei Andy oder Regina an der Bar danach erkundigt – die können das besser erklären als ich.
Bis es aber soweit ist, also konkret beim Warten auf diese weit vorgerückte Stunde, sitzt man draussen vor der Tür im lauschigen Eingangsbereich herum, tauscht mit den Stammgästen skurrile Alltagsgsberichte aus, raucht eine wohlverdiente Zigarette und blickt hinab in die Stadt, die allmählich in der Nacht verschwindet.
Mehr zur App «Züri schlaflos»
Die App «Züri schlaflos» beinhaltet über 190 Geschichten über Zürcher Bars, Clubs, Restaurants und andere urbane Hotspots.Die beiden Stadtkenner, Journalisten und Autoren Philippe Amrein und Thomas Wyss haben für die VBZ eine solche Auswahl getroffen und die unterschiedlichsten Lokalitäten in streng subjektive und oft etwas schräge kleine Stadtgeschichten gepackt.Wollen Sie alle Tipps immer dabei haben? Dann laden Sie sich die «Züri Schlaflos» App gratis im Apple oder Play Store herunter.