Wenn sich die Türe wie von selber öffnet

Im Innovationstram rollen die Verbesserungen von morgen durch die Stadt. Unternehmensbereiche der VBZ wie die Technik oder Infrastruktur testen dort, wie sich potenziell neue Teile oder Systeme im Alltag bewähren. Der Test erfolgt in einem Cobra-Tram, das im normalen Linieneinsatz steht. Eines dieser Testobjekte nennt sich «Touchless Boarding». Worum es dabei geht, erklären wir in diesem Artikel.

«Sesam, öffne dich»: Wer das Märchen von Ali Baba kennt, weiss um den Wert von Türen, die sich wie von Zauberhand öffnen. Beim «Touchless Boarding» – zu Deutsch «berührungsloses Einsteigen», ins Tram nämlich – geht es um einen ähnlichen, jedoch einfacheren Mechanismus. Dabei ist es noch nicht einmal notwendig «Cobra, öffne dich» zu rufen, einfaches Winken genügt: Dieses Ziel jedenfalls verfolgt das Innovationsteam der VBZ mit dem Testen eines Türsensors im Innovationstram, dem sogenannten InnoTram. Evelyne Zürcher, Projektleiterin Produktentwicklung, und Geoffrey Klein, Ingenieur Elektrotechnik, haben uns erklärt, worum es dabei geht.

Die Vorteile eines berührungsfreien Einstiegs liegen spätestens seit Anbruch der «Covid»-Zeiten auf der Hand, allfällige Keime dagegen eben nicht. Für einen Türsensor, der die Türe des Fahrzeugs ohne Berührung aufschwingen lässt, sprechen aber weitere Gründe. Der Wichtigste ist die Hindernisfreiheit: «Wir haben in Interviews mit Betroffenen erfahren, dass das Einsteigen für Menschen im Rollstuhl oder mit einer Sehbehinderung auch deshalb eine Herausforderung ist, weil sie aktuell die Türtaste punktgenau erreichen müssen, in einer für sie ohnehin herausfordernden Situation notebene», berichtet Projektleiterin Zürcher. Fahrgäste mit einer Muskelerkrankung oder andere, die im Rumpf oder in den Armen wenig bis gar nicht mobil sind, haben ebenso Schwierigkeiten den Knopf zu betätigen.  Für viele Menschen ist eine einfachere Türöffnungsfunktion also ein grosses Bedürfnis.

Das Austausch mit den Fahrgästen ist wichtig

Getestet wird das Touchless Boarding im Innovationstram, dem rollenden Labor der VBZ, wo auch andere Neuigkeiten auf ihre Brauchbarkeit geprüft werden. Ziel ist es, Erkenntnisse zum Produkt zu gewinnen. Fragen der Einführung oder Finanzierung hingegen müssten, so der Test erfolgreich verläuft, in einem zweiten Schritt geklärt werden. Im Falle des «Touchless Boarding» will man zusätzlich die Meinung der Fahrgäste mit einer Umfrage einholen. Ebenso ist es angedacht, Personenkreise, die ein erhöhtes Interesse an einer Verbesserung haben, direkt anzusprechen und abzuholen: «Durch den Perspektivenwechsel im Gespräch werden die Anliegen derart offensichtlich, dass man gar den Eindruck erhält, man hätte eigentlich schon immer um das Problem gewusst», sinniert Ingenieur Klein.

Beim Testen bleibt das Ergebnis offen

Auf Herz und Nieren geprüft wird ein berührungsloser, äusserer Türöffnungssensor der Firma. IFE und ein innerer Sensortaster der Firma Captron. Im Fokus stehen dabei verschiedene Einstellungen wie die Reichweite des Sensors, die Funktionstüchtigkeit bei Schnee, Regen oder Verschmutzungen sowie akustische Rückmeldungen. Wichtig ist den beiden Innovatoren die Feststellung, dass so ein Test auch immer die Möglichkeit des Scheiterns beinhaltet. Es könnte beispielsweise vorkommen, dass sich die Türe nicht mehr schliesst, weil an einer stark frequentierten Haltestelle pausenlos jemand am Türsensor vorbeiläuft – oder dass sie sich nicht mehr öffnen lässt, weil der Sensor streikt, ein Phänomen, das man ja auch aus dem eingangs erwähnten Märchen kennt.

Möglich wäre es umgekehrt natürlich auch, dass sich ein berührungsloser Türöffner positiv auf den Fahrbetrieb auswirken könnte, indem sich die Türe auch dann flott öffnet, wenn ein verträumter Fahrgast davorsteht; einer, der vergisst, den Knopf rechtzeitig zu betätigen. So könnte beim Ein- und Aussteigen Zeit gespart werden. «Das Spannende am Testen besteht ja darin, dass wir dabei Vorteile oder Schwierigkeiten erfahren können, von denen wir vorher noch nichts wussten», sagt Zürcher, und ihr Kollege Klein resümiert: «Wir sind nicht überzeugt, dass das, was wir testen, das Richtige ist, aber wir sind überzeugt, dass wir das herausfinden wollen.»

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